Welche Herausforderung und welche Möglichkeiten bietet das Internet der Wirtschaft? Wie können mittelständische Unternehmen digitale Dienste am besten nutzen und brauchen wir einen EU Datenschutzrichtlinie? Diese Fragen standen am Mittwoch beim 3. Kompetenzzentrum des Wirtschaftsrates der CDU im Mittelpunkt.
Der Wirtschaftsrat der CDU hatte am 21.03.2012 zum jährlich stattfindenden Kompetenzzentrum Deutschland eingeladen. Unter dem Titel “Wachstumstreiber Internet – Chancen und Herausforderungen der Wirtschaft” begrüßte der Präsident des Wirtschaftsrates Prof. Lauk Innenminister Friedrich (CDU), Wirtschaftsminister Rösler (FDP) und die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Viviane Reding sowie die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Netz- und Medienpolitik im Wirtschaftsrat der CDU e.V. Dorothee Belz, Harald Kayser von der PricewaterhouseCoopers WPG AG und den Bundesgeschäftsführer des Wirtschaftsrates der CDU e.V., Rainer Gerding auf dem Podium.
Viviane Redingbetonte in einer Rede, dass der Zugriff auf unsere Daten einerseits „ungeahnte ökonomisch Chancen, andererseits auch ungeahnte Missbrauchsmöglichkeiten bietet.“ Sie zeigte zwar Verständnis dafür, dass sich „81 Prozent der Deutschen Gedanken machen, was mit ihren Daten passiert“, appellierte aber gleichzeitig an die Politiker, Zuversicht innerhalb der Bevölkerung zu schaffen, da ohne Daten und Vertrauen die Wirtschaft nicht funktioniere. Auch Obama habe von Europa gelernt und versuche dem Datenschutz in den USA mehr Gewicht zu verleihen. Unbedingt notwendig seien EU-weit einheitliche Standards für Datenschutz, davon würden vor allem die Unternehmen profitieren. Reding sieht in einer einheitlichen Rechtslage ein Einsparpotenzial von jährlich 2,3 Milliarden Euro.
Innenminister Friedrich sprach sich ebenfalls für ein einheitliches Datenschutzrecht innerhalb der EU aus, betonte jedoch, dass diese EU-weiten Regeln höchsten Datenschutzansprüchen genügen müssten und Deutschland bei der Strafverfolgung weiterhin eigenes Recht anwende. Das Vertrauen in Datensicherheit will Friedrich mit einer zuverlässigen Arbeit des Cyberabwehrzentrums und der „Stiftung Datenschutz“ schaffen, die in Zukunft Standards für Datenschutz setzen soll.
Wirtschaftsminister Rösler appellierte an die Offenheit der Bürger. Nun müsse mit einer klugen Regulierung europaweit „fairer Wettbewerb und freies Handeln“ gewährleistet werden. Das Leistungsschutzrecht sei zwar nicht eins zu eins auf das Internet übertragbar, jedoch „muss die Debatte um ACTA versachlicht werden, denn nur mit Emotionalität kann sie nicht geklärt werden.“ Das Internet biete mehr Chancen als Risiken, die von Nutzern und Unternehmen erkannt werden müssten.
Der Unternehmer Harald Kayser ermutigte seine Kollegen, die Möglichkeiten des Internet besser zu nutzen und mehr in die Netzsicherheit zu vertrauen. Gerade mittelständische Unternehmen könnten über soziale Medien ihr Unternehmen interessanter machen und neue Fachkräfte anwerben. Mit Cloud Computing würden Kosten gesenkt und Hackerangriffe auf Webseiten verringert.
Die Potentiale des Internet nutzen
In einer anschließenden Podiumsdiskussion wurden die Potentiale des Internet noch näher aus der Sicht der Unternehmer beleuchtet. Dr. David Dean, Senior Partner der Boston Consulting Group, bestätigte, dass die unterschiedlichen Datenschutzrichtlinien der Länder den Geschäftsaustausch behinderten. Auch der Geschäftsführer von PayPal, Arnulf Keese, sprach sich für eine EU Datenschutzrichtlinie aus.
Alle Unternehmer bestätigten, dass sie von den Möglichkeiten des Internet profitieren und sie neue Geschäftsideen viel besser auf ihre Kunden zuschneiden können. Jedoch sei das Internet eine große Herausforderung für das Management eines Unternehmens. Neben Kenntnissen über die Wirtschaft und Unternehmensführung müssten Unternehmer heutzutage auch gute IT-Qualitäten mitbringen. Gut ausgebildete Fachkräfte würden händeringend gesucht.
Anderthalb Stunden reichten nicht aus, um eine Podiumsdiskussion in Gang zu bekommen, jedoch wurden interessante Themen wie das strenge Jugendschutzgesetz und der Datenschutz angesprochen. Politiker und Unternehmer machten deutlich, dass wirtschaftliches Wachstum zunehmend vom Internet abhängig ist. Die Referenten zeigten sich am Mittwoch offen für neue digitale Technologien und betonten deren zunehmende Wichtigkeit. Es wird sich zeigen, ob auch das Vertrauen der Bevölkerung in Innovationen wächst und die Bürger von der Sicherheit ihrer Daten überzeugen werden können.