Jugendliche mit einem niedrigen Bildungsgrad drohen im politischen Diskurs abgehängt zu werden, lautet das Ergebnis einer Studie der Vodafone Stiftung.
Allgemeines politisches Interesse
Die Ergebnisse zeigen, dass die große Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland (72 Prozent) sich mindestens einmal pro Woche über politische Themen informiert und dabei sowohl analoge als auch digitale Informationsquellen gezielt nach Themenbereichen benutzt. Zugleich interessieren sich ein Viertel der jungen Menschen mit einem niedrigen Bildungsgrad kaum für politische Themen. 15 Prozent der Befragten gaben an, sich seltener als einmal im Monat oder sogar nie über politische Themen zu informieren.
Verschiedene Informationsquellen
Die Vodafone Stiftung beschreibt die meisten 14- bis 24-Jährigen in Deutschland als reflektierte InformationsverarbeiterInnen. 69 Prozent gaben an persönlich Gespräche mit Freunden oder Familie als Informationsquelle zu nutzen, dicht gefolgt von Nachrichtenseiten und Nachrichten-Apps (67 Prozent). Danach stehen Fernseher (58 Prozent) und Radio (42 Prozent) sowie YouTube (32 Prozent) und soziale Medien wie Facebook, Twitter und Instagram (32 Prozent). Die Art der Informationsquelle variiert dabei themenspezifisch. So dominieren bei der Debatte um das Urheberrecht soziale Medien mit 52 Prozent, beim Brexit klassische Medien mit 70 Prozent.
Fake News
Laut der Studie sind Junge Menschen alltäglich mit Falschnachrichten konfrontiert. Rund zwei Drittel gaben an (64 Prozent), mindestens einmal pro Woche mit Fake News in Kontakt zu raten, 12 Prozent sogar mehrmals täglich. Über die Hälfte (60 Prozent) der Befragten suchen immer oder meistens nach alternativen Quellen, wenn sie am Wahrheitsgehalt zweifeln. Hier gilt, wer sich häufiger politisch informiert, sucht auch häufiger nach Alternativquellen: Befragte, die sich seltener als einmal die Woche über politische Themen informieren, konsultieren nur zu 37 Prozent immer oder meistens Alternativquellen.
Im Erkennen von Falschnachrichten fühlen sich über 40 Prozent der jungen Menschen allerdings mindestens unsicher. Dabei spielt auch das Alter eine Rolle, so die Studie. Jugendliche geben eher Unsicherheiten beim Erkennen von Fake News an (46 Prozent), als junge Erwachsene (37 Prozent). Außerdem erhöht sich mit dem Bildungsgrad auch die Sicherheit junger Menschen im Umgang mit Fake News, so die Studie.
Unmut über PolitikerInnen und Parteien
Weiterhin wurden die TeilnehmerInnen nach konkreten Falschnachrichten zu vier aktuellen Themen befragt: Die Friday for Future Bewegung, die EU-Wahl, die Reform des Urheberrechts und der Brexit. In den Freitextantworten verbanden junge Menschen Fake News weniger mit Social Media und Internet Websites, sondern waren unzufrieden mit dem Informationsgehalt, den die PolitikerInnen in der Öffentlichkeit von sich geben. Besonders beim Klimawandel beklagen sich die TeilnehmerInnen über dessen Verharmlosung oder Leugnung und die Delegitimierung der Expertise und des Engagements junger Menschen.
Über die Studie
Die Erhebung wurde vom Befragungsinstitut Infratest dimap durchgeführt. Die Grundgesamtheit für die Befragung bildeten deutschsprachige junge Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren in Privathaushalten in Deutschland, die das Internet nutzen. Die Erhebung wurde vom 29. Mai bis zum 11. Juni 2019 durchgeführt und als Online-Erhebung (Computer Assisted Web Interviewing = CAWI) angelegt. Insgesamt nahmen 2.149 Befragte an der Studie teil, davon 1.100 im Alter von 14 bis 19 Jahren und 1.049 im Alter von 20 bis 24 Jahren.
Zur vollständigen Studie gelangen sie hier.
Bild: CC-BY 2.0
Text: CC-BY-SA 3.0