Wie können jung und alt notwendige digitale Kompetenzen für ein selbstbestimmtes Leben erlenen? Und welche digitalen Kompetenzen sind entscheidend? Mit diesen Fragen beschäftigte sich das Fachforum „Bildung und Kompetenzen“ im Rahmen der Veranstaltung „Gesellschaftlicher Dialog Ethik & Digitalisierung – Vertrauen in unsere vernetze Welt“ am 17.04.2019 in Berlin.
Digitale Bildung und die damit verbundenen Herausforderungen für das deutsche Bildungssystem sind ein großes aktuelles Thema in den Medien und in der Politik. So beschäftigte sich auch die Veranstaltung „Gesellschaftlicher Dialog Ethik & Digitalisierung – Vertrauen in unsere vernetze Welt“ am 17.04.2019 mit dem Thema Bildung und Kompetenzen. Die Diskussion setzte sich diesmal nicht nur ausschließlich mit der digitalen Bildung in Schulen und Hochschulen auseinander, sondern erörterte auch die digitale Bildung für Seniorinnen und Senioren. Leitfrage der Podiumsdiskussion war „Wie können jung und alt notwendige digitale Kompetenzen erlernen, sodass alle selbstbestimmt leben und handeln können?“.
Mehr Fokus auf Kompetenzen
Bei digitaler Bildung kreisen Debatten oft um die Ausstattung von Schule mit digitalen Lehrmitteln und deren entsprechende Infrastruktur. Darüber hinaus wurde in der Vergangenheit viel über die Kenntnisse über digitale Tools und Medien unter Lehrenden diskutiert. Im aktuellen Digitalpakt wird als Ziel von digitalbasierter Bildung die Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit digitalen Tools und Medien gesehen. „Lehrenden muss nicht mehr beigebracht werden, wie beispielsweise ein Office-Paket funktioniert, und Schülerinnen und Schülern muss nicht der Umgang mit Computern beigebracht werden. Sie brauchen Verständnis für Fake News, Algorithmen und Medienkritik“, erklärte Ingo Ruhmann, Referent Digitaler Wandel in der Bildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Entscheidend sind also die digitalen Kompetenzen verantwortungsbewusster Umgang mit digitalen Werkzeugen und digitalen Medien sowie die Wirkung von digitalen Medien. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie Schulen diese Kompetenzen vermitteln können. „Es bleibt zwar viel zu tun, doch vieles hat sich in den letzten 20 Jahren durchaus positiv gewandelt hat.“, so Ingo Ruhmann. Der Digitalpakt soll durch die strategische Förderung von digitaler Bildung zu dieser Entwicklung beitragen.
Informelle Lernorte als Chance
Zudem müsse über den formalen Bildungsbereich hinausgeschaut werden und auch informelle Lernorte und Bildungsinstitutionen mehr in den Vordergrund gestellt werden. Gerade Kreativität könne in vielen Lebensbereichen gelernt und gefördert werden und Schulen seien hier nur ein Ort zum Lernen, erklärte Professor Christoph Igel, Wissenschaftlicher Leiter des Educational Technology Lab des deutschen Forschungszentrums für künstliche Intelligenz (DfKI). Der Digitalpakt beschränkt sich hier zu sehr auf die Förderung von Schulen und es wird davon ausgegangen, dass die Schule die Herausforderungen und Veränderungen durch die digitale Transformation schon stemmen wird, so Professor Christoph Igel. Informelle Lernorte können für die digitale Bildung als Chance gesehen werden. Wenn Schulen nicht mehr die alleinige Verantwortung in der Kompetenzvermittlung tragen, wird ihnen auch eine gewisse Entlastung geboten. „Schulen sind als Institution schlicht weg überfordert“, erklärt Christoph Igel. Genau hier können dann informelle Lernräume und Orte die Lücke schließen und so zur Förderung von Kompetenzen wie Kreativität beitragen, denn Schulen seien nur einer von mehreren Orten der Wissens- und Kompetenzvermittlung. Ein Digitalpakt, der sich nicht nur auf Schulen, sondern auch auf informelle Lernorte fokussiert, könne hier zielführend sein, erklärte Christoph Igel.
Erwachsenenbildung: Auch die ältere Generation mitnehmen
Eine oft vernachlässigte Bevölkerungsgruppe bei dem Thema digitale Bildung ist die ältere Generation. Da diese nicht wie jüngere Menschen mit den digitalen Medien und Technologien aufgewachsen sind und auch in ihrer Berufswelt eher später damit konfrontiert wurden, gehören diese zu einer Randgruppe im Umgang mit digitalen Medien und somit auch der digitalen Bildung. Kinder und Jugendliche, die Eltern haben, welche bereits den Umgang und die Kompetenzen zu digitalen Medien und deren Kompetenzen verfügen, weisen einen sicheren kritischen Umgang mit digitalen Tools auf, das ist bei älteren Menschen oft nicht der Fall So sind laut Studien fast 100% der Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren online, bei den Über-75-Jährigen ist das nur bei ca. 20% der Fall. Deshalb ist es gerade bei dem Thema digitale Bildung entscheidend, auch diese mitzunehmen. Diese Generation wird natürlich nicht mehr zurück an die Schule gehen und dort den Umgang mit digitalen Medien und die damit verbundenen Kompetenzen lernen. Hier können non-formale Lernorte wie Bibliotheken sowie das informelle Lernen am Arbeitsplatz die Lücke schließen, so Christoph Igel. „Programme für unterschiedliche Zielgruppe, die jung und alt mitnehmen, seien hier entscheidend“, so Barbara Schwarze, Präsidium der Initiative D21. „Seniorinnen und Senioren können auch über Multiplikatoren, die bereits Zugang zu digitalen Medien und Technologien haben, fit gemacht werden und so deren Umgang erlernen.“, plädierte Joachim Schulte, Koordinator Verbraucherthemen und Projektleiter des Digitalkompass.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Steffen Wenzel, Geschäftsführer von politik-digital e.V.
politik-digital hat den ersten Gesellschaftlichen Dialog der Wegweiser GmbH als Medienpartner begleitet.
Titelbild: Wegweiser Media & Conferences GmbH (Simone M. Neumann)
Text: CC-BY-SA 3.0