Daten regieren die Welt. Ob soziale Medien, kostenlose Spiele oder kleiner Alltagshelfer, nichts geht ohne sie. Geld spielt keine Rolle, wir bezahlen mit unseren Daten. Über die Liquidität dieser neuen Währung diskutierte die Friedrich-Naumann-Stiftung
Die große Datenfrage
Was genau sind eigentlich Daten? Behindert Datenschutz den Wettbewerb? Big Brother vs. Big Data, wo lauern die Gefahren in der Datenverarbeitung? Die Zuhörer der Veranstaltung „Daten als Währung“ waren mit vielen Fragen gekommen.
Auf dem Podium diskutierten die Datenschutzexpertin Dr. Jana Moser, der Modeunternehmer Philipp Lück sowie der FDP-Politiker Bernd Schlömer. Durch die Veranstaltung führte Dr. Dirk Neumann.
Zunächst erläuterte Bernd Schlömer die Wichtigkeit des Datenschutzes als persönliches Grundrecht. Jeder Nutzer habe das Recht auf Schutz der Privatsphäre und der informationellen Selbstbestimmung. Dafür bedarf es aber eines Bewusstseins für dieses Grundrecht, wie Neumann findet. Denn Datenschutz reiche nur soweit, wie er einfach umsetzbar sei. Sobald der Mehrwert und Annehmlichkeit für den einzelnen Nutzer überwiegen, seien diese bereit vieles preiszugeben, auch wenn die AGBs von Anwendungen wie Whatsapp durchaus Raum für Verbesserung böten. Dieses Bewusstsein könnte man fördern, indem man die Datenschutzbehörden stärke beispielsweise direkt und bei den Verbrauchschutzzentralen mit ansiedle, meint Schlömer.
Zwar gelte das Verbotsprinzip, erinnert die Datenschutzexpertin Moser, aber dies sei in der Praxis sehr kompliziert. Verbotsprinzip bedeutet, das alles, was nicht ausdrücklich erlaubt ist, verboten ist. Genau hier beginne die große Diskussion. Sind IP-Adressen bereits personenbezogene Daten oder nicht? Wie sieht es aus mit Email-Adressen, die keine Rückschlüsse auf Personennamen zulassen? Hier sieht Moser die große Herausforderung des Datenschutzes. Während in den Vereinigten Staaten das Thema Datenschutz eine eher untergeordnete Rolle spiele, wie sie aus Erfahrungen im Silicon Valley, berichtet, behinderten sich in Deutschland Datenschutz und Wettbewerb gegenseitig. „Wo keine Rechtssicherheit besteht, haben User Sorgen. Juristen wissen aber nicht was sie zu tun haben“, bedauert die Datenschutzexpertin. Aus diesem Grund plädiert sie dafür, einen klaren Rechtsrahmen zu setzen, der in einem effektiven Wettbewerb den Datenschutzaspekt berücksichtigt.
Von Herren und Hütern der Daten
„Wenn es nicht verständlich ist, dann kaufe ich in einem Onlineshop nichts“, meldete sich ein Zuhörer aus dem Publikum zu Wort. Hier erkennt Moser das große Dilemma des Datenschutzes. Auf der einen Seite benötige es eines umfassenden Schutzes der Persönlichkeitsrechte, auf der anderen Seite müsse aber auch ein großer Umfang an Eventualitäten abgedeckt sein. Im Umkehrschluss bedeute dies, die Verordnungen würden immer länger und länger. Eine ständige Aktualisierung sei bei diesem technischen Fortschritt kaum mehr zu bewältigen.
Viel wichtiger findet Moser daher die Frage: „Wozu werden meine Daten genutzt? Dem pflichtet Schlömer bei. Er will das Verbotsprinzip aufweichen. Bei Daten müsse eine klare Unterscheidung zwischen Informationen und Privatsphäre gemacht werden. Ziel müsse sein, das Anlegen eines vollständigen Profils über eine Person zu verhindern. Aber, wendet der Unternehmer Lück ein, die entscheidende Frage sei hier, welche Daten es für ein Geschäftsmodell benötige und welche nicht. Sein Unternehmen verwende die erhobenen Daten, um Kunden in bestimmte Nutzergruppen einzuteilen. Lange Datenschutzerklärungen seien hier eher hinderlich, da sie vom Kunden nicht gelesen würden. Man dürfe den Kunden nicht überfordern sondern müsse ihn anleiten, klar und einfach die Geschäftsbedingungen erläutern.
Hier sieht Ex-Pirat Schlömer die Gefahr, dass die Daten noch anderweitig und nicht im Sinne der Nutzer verwendet werden könnten. Dem entgegnet Moser, man müsse in der gesamten Debatte „auf dem Teppich bleiben“, eine sachliche Diskussion führen. Nicht jede Datenverarbeitung sei per se „böse“. Der Modeunternehmer Lück pflichtet dem bei. Datenverarbeitung diene in seinem Unternehmens dazu, einen Mehrwert für den Kunden zu schaffen. Um das Vertrauen der Kunden zu stärken, müssten Unternehmen daher klar kommunizieren, zu welchen Zwecken sie welche Daten erheben. Das beinhaltet auch Datensparsamkeit, also nur die Daten zu erheben, die wirklich nötig sind, wie Schlömer unterstreicht.
„Daten haben einen neuen Raum geschaffen für alle. Sie sind Neuland sowohl für Staat als auch Industrie. Daher muss der Konsument immer die Datenschutzdiskussion im Kopf behalten, sich fragen, welche Daten er preisgibt und wie er sich schützt.“ Mit diesen Worten schließt Neumann die Diskussion.
Unter dem Strich stellt die Veranstaltung heraus: (Kunden-)Daten werden immer wichtiger um Kundenfreundlichkeit zu fördern, den Konsumenten besser zu verstehen und ihm passende Angebote zu unterbreiten. Viele Geschäftsmodelle werden darauf aufgebaut. Dabei besteht aber auch immer die Gefahr, dass Daten missbräuchlich verwendet werden. Der derzeitige Rechtsrahmen genügt nicht, um eine klare Unterscheidung zu treffen. Aufgrund der Komplexität der Thematik ist fraglich, ob dies überhaupt möglich ist. Die Diskussion um eine digitale Ethik muss also weitergeführt werden. Solange noch keine festen Regeln etabliert wurden, sollten sie alle Nutzer, ob Staat, Industrie oder Gesellschaft an den kategorischen Imperativ der Datenethik halten: Handle so mit deinen Daten, wie du erwartest, dass sie mit dir handeln.
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