okfestival_collage_cutWir alle kennen Wikipedia, ein Quell des Wissens, wenn wir mal schnell etwas nachschlagen möchten. Doch es ist längst nicht das einzige Projekt, das auf frei verfügbares Wissen baut. Auf dem Open Knowledge Festival 2014 treffen sich aktuell Anhänger des freien Wissens aus aller Welt, um sich über alte Erfahrungen und neue Herausforderungen auszutauschen. Ein Einblick.
Seit Mittwoch findet das Open Knowledge Festival 2014 (OKFestival) statt. Es geht noch bis heute Abend und läuft unter dem Motto „Open Minds to Open Action“. Organisator ist die Open Knowledge Foundation, die über 1.000 Teilnehmer aus 60 verschiedenen Ländern willkommen hieß. Das OKFestival ist das Mekka für Aktivisten, die sich für Offenheit in all ihren Facetten, sowohl zivilgesellschaftlich als auch politisch, einsetzen. Es geht darum, einen Ort zu schaffen, an dem Interessierte ihre Fähigkeiten und Erfahrungen mit offenen Daten, offenen Schulmaterialen oder offenem Zugang teilen können. An diesem Ort des Austausches soll die Open Community gemeinschaftlich neue Werkzeuge entwickeln und neue Partnerschaften schmieden. Als Lernprozess gedacht, will man auch selbstkritisch über best practices und Misserfolge reflektieren, um mit diesem Wissen besser zum positiven gesellschaftlichen Wandel beitragen zu können.

Open Knowledge-Konzept

Die Idee hinter Open Knowledge ist noch relativ jung, das zeigt sich auch daran, dass die „Mutterorganisation“ aus Großbritannien, die Open Knowledge Foundation, 2014 erst ihr 10-jähriges Bestehen feiern wird. Seit ihrer Gründung hat sie eine rasante Entwicklung hingelegt; so wurde 2011 u.a. ihr deutscher Zweig gegründet.
Mit der Idee des freien Wissens traf die Stiftung einen Nerv, denn Informationen gewinnen eine immer größere Bedeutung in unserer Gesellschaft. Open Knowledge ist ein allumfassendes Konzept und kann Geodaten und Stadtdaten ebenso beinhalten wie sozioökonomische oder Unternehmensdaten. Fürsprecher glauben, dass der Zugang zu wichtigen Information bedeutend für den Fortbestand unserer Demokratie ist; sie sehen es als ihre Aufgabe an, diese Daten zu öffnen und für ihre Mitbürger verständlich aufzubereiten, weil wir besser informiert die besseren Entscheidungen fällen. Kritiker hingegen, wie Stefan Schulz von der Frankurter Allgemeine Zeitung, sehen in den Openess-Aktivisten nichts als Erfüllungsgehilfen von Google, die Urheberrechtszäune für das Unternehmen einreißen, und eine Bewegung, die nur um sich selbst kreist.

Open Educational Resources and Policy: Overview and Synergies with Fellow Open Movements
Workshop “Open Educational Resources and Policy: Overview and Synergies with Fellow Open Movements”

Themen des OKFestivals

Einer der Keynote-Redner am Mittwoch, Patrick Alley von der NGO Global Witness, berichtete über die Notwendigkeit, etwa Finanztransaktionsdaten zu veröffentlichen, um Korruption weltweit aufzudecken (TED-Talk seiner Kollegin Charmian Gooch). Es sei erschütternd, dass Banken und Unternehmen selten mit Strafverfolgung rechnen müssen, obwohl sie häufig diejenigen sind, die Korruption überhaupt erst möglich machen. Die Keynote stand stellvertretend für eines der großen Themen des OKFestivals, das in einer Vielzahl von Sessions („Power, politics, inclusion and voice“ oder „Can open data go wrong?“) ausgiebig diskutiert wurde: Relevanz und Wirkung von Open Knowledge.
Viele Projekte scheinen auf den ersten Blick nützlich und sind es sicherlich auch. Aber ob sie von den Bürgern angenommen werden und etwas bewirken können, ist nur schwierig festzustellen, denn die wesentliche Frage lautet: Ab wann kann ein Projekt als Erfolg bezeichnet werden und wem nutzt es?
Innehalten und nachdenken über die eigene Vorgehensweise ist wichtig, doch das hält die Open Knowledge-Aktivisten nicht davon ab, auf dem OKFestival gleichfalls das zu tun, wofür sie bekannt sind: nicht nur Probleme zu benennen, sondern diese aktiv anzugehen. So werden auf dem Festival so genannte Flashhacks veranstaltet, die z.B. dem Projekt opencorporates, ein Register für offene Unternehmensdaten, Schwung verleihen sollen. In diesem Rahmen wurde auch das Open Bank Project vorgestellt, das die Entwicklung von open-source-freundlichen Apps und Dienstleistungen unterstützt, die auf den eigenen Kontodaten beruhen, und es wurde über kollaborative Musikproduktion diskutiert.

Status quo und die kommende Herausforderungen

Das Open Knowledge Festival 2014 bietet mit Bereichen wie offenes Design, offene Entwicklungshilfe, offene Hardware und offene Geisteswissenschaften u.a. (insgesamt 16 Bereiche) eine große Themenbreite, in denen es Bestrebungen gibt, offenes Wissen zu teilen. Mehr Themen und Köpfe, das bedeutet jedoch auch, dass mehr unterschiedliche Interessen und Meinungen auf eine Linie zu bringen sind. Dass dies in den kommenden Jahren gelingt, ist für den weiteren Erfolg der Open Knowledge-Bewegung von großer Bedeutung. Denn ihre potenziellen Gegenspieler, die aus so unterschiedlichen Ecken wie Wissenschaft, Politik und Wirtschaft kommen können, verfügen erfahrungsgemäß über die größeren Ressourcen. Das nächste Open Knowledge Festival wird der Gradmesser dafür sein, ob die Bewegung ihren eigenen Erfolg meistern kann.
Fotos: artepilpilean (teaser) und Felix Idelberger (CC BY-NC-SA 2.0)
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