toleranzonline_grafikDie ältere Generation muss den Umgang mit dem Internet lernen, während die jüngere Generation mit dem Netz aufgewachsen ist. Respekt, Sicherheit und Freiheit sind Grundpfeiler einer funktionierenden Gesellschaft, aber wie werden sie online vermittelt? In der Jugendstudie „Toleranz Online 2014“ wurden junge Menschen gefragt, was diese Werte für sie im Internet bedeuten und wie sich diese erreichen lassen. Ein wichtiger Aspekt war die Bedeutung des Internets als Ort der Meinungsäußerung und Teilhabe.

Der unabhängige Jugendforscher Simon Schnetzer (datajockey) und Kristin Narr vom Institut für Kommunikation in Sozialen Medien (ikosom) haben im Zeitraum von Dezember 2012 bis Juni 2013 872 Menschen zwischen 14 und 34 Jahren zu ihrem Nutzungsverhalten im Netz befragt: Wie nehmen sie Gefahren im Internet wahr und welche Möglichkeiten sehen sie für sich? In ihrer Methodik verpflichteten sich die Studienautoren gegenüber den Open Science-Grundsätzen „öffentlich, transparent und partizipativ“, d.h. dass sämtliche erhobene Daten und die Studienergebnisse frei zugänglich veröffentlicht werden.

Trotz ihres wissenschaftlichen Aufbaus erhebt die Studie keinen Anspruch auf Repräsentativität, weil die Online-Teilnahme für jeden möglich war und darüber hinaus zufällig getroffene Menschen überall in Deutschland befragt wurden. Statt strikte Wissenschaftlichkeit einzuhalten, versuchen Schnetzer und Narr hauptsächlich einen Erkenntnisgewinn zu erreichen, indem sie die Geschichten hinter den Zahlen in den Vordergrund rücken. Die zentralen Fragestellungen ihrer Studie lauteten: 1. Welche Chancen bzw. Risiken sehen junge Menschen in der Nutzung des Internets? 2. Wie kann das Internet sicherer und wie kann der zwischenmenschliche Umgang online respektvoller werden?

Junge Menschen möchten sich mehr engagieren, wissen aber nicht, wie

Auf die erste Frage antwortete ein junger Teilnehmer stellvertretend für seine Altersgruppe zwischen 14 und 17 Jahren, „dass mehr Menschen sich trauen, [im Internet] ihre Meinung zu äußern und politisch aktiv zu werden.“ Eines der wichtigsten Ergebnisse der Studie ist, dass junge Menschen sich mehr engagieren und in gesellschaftliche Entscheidungen mit eingebunden werden möchten, aber zu wenige Handlungsmöglichkeiten sehen. Online-Beteiligungsmöglichkeiten stehen sie offen gegenüber, wenn ihre Stimme dann auch realen Einfluss hat. Konkret fordern einige Studienteilnehmer bessere politische Beteiligungsplattformen, die möglichst einfach gestaltet sind und die wichtigsten Punkte eines politischen Anliegens gut verständlich zusammenfasst. Die Antworten vieler Befragten deuten darauf hin, dass ihnen bereits vorhandene Beteiligungsmöglichkeiten nicht bekannt sind oder sie zu wenig über diese informiert sind.
Die Ergebnisse der Studie zum Thema „Online-Beteiligung“ bieten interessante Erkenntnisse für Parteien und Organisationen, die sich als Katalysator für die Interessen der Bürger im politischen System verstehen, aber seit Jahren über Mitgliederschwund klagen. Das in den vergangenen Jahren gesteigerte Engagement junger Menschen in zivilgesellschaftlichen Vereinen zeigt, dass viele sich einbringen möchten. Doch dafür wollen sie sich nicht zwingend längerfristig an eine bestimmte Organisation binden. Auch schreckt es viele junge Menschen ab, sich zuerst ein Parteibuch zulegen zu müssen, bevor sie sich politisch beteiligen können. Für Parteien und Organisationen wäre es also durchaus eine Überlegung wert, sich auch für interessierte Nichtmitglieder zu öffnen und diese an Entscheidungen zu beteiligen.

Fazit der Studie

Laut Studienergebnissen von Toleranz Online 2014 sehen junge Menschen die Vorteile des Internets nicht nur in der erleichterten Kommunikation und darin, unkompliziert, Gleichgesinnte zu finden, sondern ebenso die Gefahr, schneller missverstanden und leichter gemobbt zu werden. Auch bereitet ihnen das Wissen, dass alles gespeichert wird, eine gewisse Unsicherheit und Angst. Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Studie, dass ein Großteil junger Menschen ein starkes Bewusstsein für die Chancen und Risiken im Internet besitzt. Wenn sie das Gefühl vermittelt bekämen, tatsächlich etwas bewirken zu können, wären sicherlich noch mehr junge Menschen bereit, sich und ihre Zeit für „mehr Respekt“ und andere Ziele im Internet einzusetzen.
Link zur Studie „Toleranz Online 2014“
Grafik: Franziska Veh
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