Copyright: Annette Schwindt via FlickrGibt es Unterschiede zwischen den Bundestagsfraktionen hinsichtlich der Nutzung sozialer Medien? Wir haben uns die Zahlen von Martin Fuchs genauer angeschaut und festgestellt: Die Ungleichheit zwischen den Fraktionen ist mitunter beträchtlich. Wo die 620 Bundestagsabgeordneten im Netz zu finden sind (und wo eher nicht), lesen Sie in unserer Auswertung.

CDU / CSU

Bei der Fraktion von CDU / CSU sticht ins Auge, dass die Nutzung aller fünf ausgewählten Netzwerke (Facebook, Twitter, YouTube, Xing, Google+) gegenüber der aller anderen vier Fraktionen zurückfällt. Zwar sind mehr als zwei Drittel aller Unionsabgeordneten entweder durch ein persönliches Profil oder eine Fanseite bei Facebook vertreten, doch sind es in den anderen Fraktionen mehr als acht von zehn Parlamentariern. Einzig bei der Nutzung des beruflichen Netzwerks Xing liegt der Unionsanteil nur leicht unter dem Durchschnitt, der durch den Ausreißer FDP deutlich nach oben verzerrt ist. Die CDU /CSU kommt hier auf den zweitbesten Wert aller Fraktionen.

SPD

Etwas höher fallen die Werte insgesamt bei der SPD-Fraktion aus. Bemerkenswert ist der Spitzenwert bei der Facebook-Nutzung: Nahezu neun von zehn Sozialdemokraten sind bei Facebook angemeldet – so viele wie bei keiner anderen Fraktion. Auch hat jeder zweite Abgeordnete in der Fraktion einen YouTube-Account, der zweithöchste Wert hinter der Fraktion von Bündnis 90 / Die Grünen. Die Differenzierung nach persönlichem Profil und Fanseite zeigt, dass die SPD-Parlamentarier, die Facebook nutzen, entweder ein persönliches Profil oder eine Fanseite angelegt haben – aber keines davon gleichzeitig. Bei Abgeordneten anderer Fraktionen ist es hingegen eher üblich, beide Möglichkeiten zur Repräsentation zu nutzen. Auf Twitter, Xing und teilweise Google+ sind die SPD-Abgeordneten aber zurückhaltender als die anderer Fraktionen.

FDP

Die FDP-Parlamentarier sind sehr aufgeschlossen gegenüber der Nutzung sozialer Medien. Durchweg ist die Fraktion überdurchschnittlich präsent. Besonders auffällig ist die starke Verwendung des Karrierenetzwerks Xing: Fast jeder Zweite aus der Fraktion ist dort vertreten, doppelt so viele wie beim Zweitplatzierten, der Unionsfraktion.

Die Linke

Die Linke-Fraktion nutzt soziale Medien unterschiedlich stark. Während ihre Abgeordneten Facebook, Twitter und Google+ stärker nutzen als andere Fraktionen, hat nur etwa jeder vierte ein Konto bei YouTube. Fast ungenutzt bleibt das Karrierenetzwerk Xing: Nur jeder hundertste Parlamentarier ist dort angemeldet.

Bündnis 90 / Die Grünen

Die Fraktion von Bündnis 90 / Die Grünen ist gemeinsam mit der FDP am stärksten in sozialen Medien vertreten. Hervorzuheben ist der Spitzenwert von Bündnis 90 / Die Grünen bei der Verwendung von Twitter: Drei von vier Abgeordneten twittern, mehr als in anderen Fraktionen. Keine andere Fraktion hat außerdem anteilig so viele Parlamentarier, die bei YouTube und Google+ vertreten sind. Anders als die Grünen ist die FDP bei allen sozialen Medien überdurchschnittlich vertreten.

Fazit

Soziale Medien sind aktuell eine Domäne der kleinen Parteien im Bundestag. Hier werden Facebook, Twitter & Co am häufigsten genutzt. Möglicherweise sehen FDP, Linke und Grüne diese Medien als Möglichkeit, geringere Resonanz in klassischen Medien dadurch zu kompensieren. Auch kann die Erwägung eine Rolle spielen, dass die kleinen Parteien ihre Zielgruppe eher über soziale Netzwerke erreichen und mobilisieren, als die so genannten Volksparteien. Für CDU / CSU und SPD könnte sich eine sparsame Verwendung sozialer Medien als Bumerang erweisen, wenn künftig noch mehr Menschen als bisher Smartphones und Tablets den klassischen Medien Print, TV und Hörfunk vorziehen und die großen Parteien möglicherweise entscheidende Wähler nicht mit ihren Botschaften erreichen. Dies gilt insbesondere für die Unionsfraktion, die die hier ausgewählten sozialen Medien am wenigsten nutzt.
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