Meist verrät man sich schon mit der Formulierung seiner Abwesenheitsnachricht: “… werde ich in dieser Zeit meine Mails nur unregelmäßig lesen.”

Ich kenne das Dilemma natürlich: Man nimmt das Mobiltelefon mit in den Urlaub – natürlich nur für den berühmten Notfall auf der andalusischen Landstraße. Doch da es ein Smartphone ist, checkt man dann doch jedes Mal seine Mails, wenn ein WLAN in Reichweite ist. Man packt das iPad ein – natürlich nur, damit man nicht drei Zentner gedruckte Urlaubslektüre im Gepäck hat. Und  schaut dann eben doch nach, was es im RSS-Reader, bei Facebook oder bei Twitter Neues gibt.

Dabei gehört zur wahren Erholung meiner Meinung nach, dass wir nicht nur räumlich, sondern auch geistig Abstand vom Alltag gewinnen. Von den Kollegen, aber auch dem privaten Umfeld, vom Tchibo-Newsletter und vom Liveticker-Gezänk zwischen Regierung und Opposition. Meinen letzten Urlaub verbrachte ich auf der kleinen dänischen Insel Bornholm. Das WLAN im Ferienhaus funktionierte nicht, doch statt um Reparatur zu bitten, schaltete ich das Smartphone einfach aus. Statt meinem eReader hatte ich seit langem mal wieder ein gedrucktes Buch in der Hand und war überrascht, wie konzentriert ich 700 Seiten wegatmete. Schon nach drei Tagen fühlte ich mich erholt wie nach drei Wochen.

Ab jetzt wird meine Abwesenheitsnachricht in Urlaubszeiten anders enden als bisher: “… bis dahin wird diese Mail weder gelesen noch weitergeleitet. Irre, oder?”

 

Christoph Koch, 37, arbeitet als freier Journalist (u.a. für NEON) in Berlin und ist Autor des SPIEGEL-Bestsellers „Ich bin dann mal offline – Leben ohne Internet und Handy“ (Blanvalet Verlag). Gerade erschien sei neues Buch „Sternhagelglücklich – wie ich versuchte, der zufriedenste Mensch der Welt zu werden“. Er bloggt unter christoph-koch.net und twittert als @christophkoch