Eine Studie zeigt: Mehr Deutsche denn je nutzen das Internet. Ein Grund: Die Aufholjagd von Frauen. Stopp dem Jugendkult, fordern die Macher der Studie, da immer mehr über 50-Jährige surfen.

33,9 Millionen Deutsche sind laut Initiative D21 online: Das entspricht 52,6 Prozent der Bundesbürger über 14 Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr seien damit 1,8 Millionen Bundesbürger mehr im Internet unterwegs, aber das Wachstum verlangsame sich. Die Offliner seien mehrheitlich weiblichen Geschlechts, formal geringer gebildet und weisen ein niedrigeres Einkommen auf. Das sind Ergebnisse des
(N)ONLINER Atlas 2004, den TNS Emnid und die
Initiative D21am 23. Juni in Berlin vorgestellt hat.

Ziel bleibt im Visier

Die Ergebnisse würden zeigen, dass “das Internet das dominante Medium werden wird“, sagte Alfred Tacke, Staatssekretär im Bundeswirtschaftministerium während der Präsentation. Trotz verlangsamter Wachstumsraten bekräftigte er das Ziel der Bundesregierung, in den nächsten Jahren die Zahl der Internet-Nutzer auf 75 Prozent zu erhöhen. Mitte Juli werde der Wettbewerb „Wege ins Netz“ gestartet, um Initiativen auszuzeichnen, die sich um die Erhöhung der Internetnutzung verdient gemacht hätten, verkündete Tacke.

Frauen-Power im Netz

Ein Großteil des Zuwachses der vergangenen zwölf Monate gehe auf das Konto der Frauen. Der Onliner-Anteil der weiblichen Bevölkerung stieg laut Studie von 42,1 Prozent in 2003 auf 45,6 Prozent. Im Gegenzug dazu stieg die Internet-Nutzung bei den Männern in 2004 nur geringfügig. Barbara Schwarze, Vorstandsmitglied D21, sprach von einer „Aufholjagd der Frauen“. Diese werde aber durch die Technikverliebtheit des Internets gebremst, sagte Frank Wagner von TNS Emnid.

Mehr Kühe als Internetnutzer

„Bänker sind drin, Landwirte nicht“, umschrieb Wagner die regionale Verteilung der Internetnutzung in Deutschland. Das festgestellte West-Ost-Gefälle der letzten Jahre weiche einem Stadt-Land-Gefälle. Im äußersten Norden Deutschlands (Schleswig-Holstein und Hamburg) sowie im Süden liegen laut Studie die Regionen mit der höchsten Onliner-Dichte. Berlin hat mit fast 58 Prozent auch in 2004 die Nase vorn. Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland sind die beiden Bundesländer, in denen im Verhältnis die meisten Offliner leben.

„Stoppt den Jugendkult im Netz“, forderte Wagner. Denn besonders hohe Zuwächse der Internet-Nutzung hat TNS Emnid auch bei der Generation der über 50-Jährigen festgestellt. 28,2 Prozent der so genannten „Best Ager“ seien mittlerweile online. Hohe Zuwächse stellt der (N)ONLINER Atlas 2004 in der Altersgruppe der über 60-Jährigen fest. Hier wuchs der Onliner-Anteil von 14,6 Prozent in 2003 auf 17,4 Prozent.

Was ist ein Autofahrer?

Doch wer ist der ominöse Onliner und was macht er im Netz? Auf diese Fragen entgegnete Tacke mit einer Gegenfrage: „Was ist ein Autofahrer?“ Er wolle Konsumenten nicht vorschreiben, wie sie das Internet nutzen. Deshalb habe man in der Studie nicht danach gefragt. Und Onliner werden so definiert: „Nutzer des Internets, unabhängig von Ort und Grund der Nutzung“, heißt es knapp dazu in der Studie.

Erschienen am 1.7.2004

Kommentieren Sie diesen Artikel!


Diskutieren Sie mit anderen in unserem Forum!


Weiterführende Artikel: