Der Kandidat der CSU war zuerst da, der Amtsinhaber hat jetzt nachgezogen. Mit gerhard-schroeder.de gibt es jetzt auch eine persönliche Website des Kanzlers.

 

Am 23. Juli 2002 wurde mit
www.gerhard-schroeder.de die letzte große Wahlkampfsite der SPD im Sony-Center in Berlin vorgestellt. Der persönliche Netzauftritt des Bundeskanzlers soll sich in den Internetwahlkampf der SPD einfügen und ihr "Herzstück" bilden. In den ersten 24 Stunden online gab es bereits über 1.000.000 Zugriffe bestätigt Dietrich Boelter, geschäftsführender Gesellschafter von der ausführenden Agentur
A&Bface2net.

Der Kanzler in allen Lebenslagen


http://www.gerhard-schroeder.de
Im Mittelpunkt steht die Person Gerhard Schröders. Großformatige Bilder zeigen den Kanzler in allen Lebenslagen: beim Arbeiten, beim Nachdenken, beim Händeschütteln, beim Diskutieren, am Ball und auf dem Podium. Die Zielsetzung ist, ein bürgernahes und gleichzeitig staatsmännisches Image Gerhard Schröders zu zeichnen. Ein schlichter Hintergrund in dunklen Rot- und Blautönen soll dies unterstreichen. Eine einfache Navigation soll auch ungeübte Internetnutzer ansprechen.

Leben und Aktionen

Der Netzauftritt ist in vier Bereiche aufgeteilt: Vita, Politik, Tour und Aktiv.

Das Leben Gerhards Schröders wird auf einem Zeitstrahl zusammen mit dem zeitpolitischen und parteipolitischen Kontext angezeigt. Im Bereich Politik erhält der Nutzer kurze Einführungstexte und großformatige Bilder zu den wichtigsten Themenfeldern. Für weitere Informationen verweisen Links auf die
SPD-Hauptsite. Die Rubrik Tour weckt sofort Assoziationen mit der
Guidomobil-Aktion der FDP. Ein Audi wird als schrödersches Guidomobil gezeigt, im Zentrum steht eine Deutschlandkarte mit den Hauptwahlkampfauftritten, die sogenannte "Schröder-Deutschland-Tour", zu der die Nutzerinnen und Nutzer multimedial eingeladen sind. Bis zur Wahlentscheidung am 22. September wird jeder der 40 Schröder-Auftritte per Videostream nachvollziehbar sein. Schröder Aktiv besteht aus einer Kolumne von seiner Frau Doris Schröder-Köpf, die regelmäßig zu unterschiedlichen Themen erscheint. Ein weiteres Feature ist eine Art Adventskalender zur Wahl, bei dem täglich neue mehr oder weniger prominente Persönlichkeiten den Kanzler unterstützen. So empfiehlt am 24. Juli der Schauspieler Wolfgang Völz: "Schröder, wen sonst?".

Der Kanzler und der Kandidat

Abgesehen von Doris’ Kolumne ist gerhard-schroeder.de eher eine statische Seite. Dies fällt besonders im Vergleich mit seinem Konkurrenten Stoiber auf, der sich auf
stoiber.de deutlich breiter und interaktiver darstellt. Mit der staatsmännisch/seriösen Aufbereitung, aber auch der Einbindung der Ehefrauen gleichen sich jedoch der Amtsinhaber und sein Herausforderer. Man muss allerdings berücksichtigen, dass mit
bundeskanzler.de bereits eine offizielle Site zur Person des Bundeskanzlers zur Verfügung steht, die natürlich weniger den Wahlkämpfer, sondern den Funktionsträger Gerhard Schröder als Kanzler abdeckt.

Zudem füllt gerhard-schroeder.de jetzt eine lange bestehende Lücke im SPD Bundestagswahlkampf, die lange vom politischen Gegner besetzt war. Die Junge Union Oberpfalz hatte sich die Adresse gerhard-schroeder.de 1998 reserviert und gab sie drei Jahre später erst nach der Androhung von rechtlichen Schritten wieder frei.

Der Ansatz der Site setzt auf Bilder und Images, Informationen lassen sich eher auf anderen Wahlkampfseiten der SPD abrufen. Dieser bildgetragene und klar strukturierte Stil kommt sicher unerfahrenen Surfern entgegen. Die gesamte Breite der 30 Millionen Internetnutzer in Deutschland soll so einen Knotenpunkt im Internetwahlkampf der SPD erhalten. Der allerdings zeigt sich von einer glänzenden Seite, die man so eher von Hochglanzprospekten von Topmarken oder Topmodells gewohnt ist. Das ist neu im Online-Wahlkampf.

 

Erschienen am 25.07.2002