Wer unter www.pds2002.de die Wahlkampfseiten der Sozialisten besucht, braucht sich keinem Zweifel hinzugeben, ob er hier richtig ist: Rot ist die dominierende Farbe auf der Startseite.

Nach einem ersten Farbflash werden Erstbesucher zusätzlich noch in ein weiteres Gefühl eintauchen: das der Orientierungslosigkeit. Aber keine Angst, dieses Karussell der Emotionen hält nicht lange an. Im Grunde genommen ist die Struktur dieses Webauftritts gut durchdacht – nur die Startseite wurde etwas überladen, vermutlich weil so viel Information wie möglich dort erscheinen sollte.

Navigation

In der rechten Bildhälfte sorgen sechs rote Balken für einen grellen Farbeindruck, die beinahe alle Elemente der Navigation beinhalten. Mit sechs Kategorien und ihren wesentlichen Unterpunkten sowie Service und Suchfunktion ist hier die gesamte Strukur von
pds2002.de erkennbar. Diese bleibt auch in den einzelnen Kategorien durch eine dezente Navigationsleiste im oberen Bereich gut nachvollziehbar. Zusätzlich werden in einem eigenen, rot überschriebenen Kästchen auf der linken Seite die Unterpunkte der Kategorie angezeigt. Hat man also erst einmal die Startseite hinter sich gebracht, ist an der Navigation nichts mehr auszusetzen.


http://www.pds2002.deDas Angebot


Auch inhaltlich bekommen Interessierte einiges geboten. Entsprechend den sechs Kategorien kann man sich über Kandidaten, Positionen, aktuelle Meldungen, Statistiken und die Wahl an sich informieren. Die Angebote sind umfangreich – sowohl für die, die nur eine schnelle Information wollen, als auch für andere, die umfangreiches Material suchen, wird etwas geboten. Kandidaten in ganz Deutschland, das Wahlprogramm in Stichpunkten oder ausführlich, 99 Gründe, diese Partei zu wählen, ja sogar Antworten auf Fragen von Verbänden, Organisationen und Vereinen werden aufgeführt. Tagesaktuelle Meldungen und Stellungnahmen im Magazin, die Resultate der letzten Wahlen sowie eine Auswahl von Umfrageergebnissen verschiedener Institute runden das breite Informationsangebot ab. Darüber hinaus gibt es natürlich eine Spaßecke mit Spielen, Chat, Fanshop und Downloadmöglichkeiten.

Zielgruppe und Wahlhilfe

pds2002.de zielt vor allem auf junge Wähler ab. Dies wird vor allem in der Kategorie „Erste (Wahl)Hilfe“ deutlich, in der beispielsweise ein „Stimmzettel 2002“ erläutert wird. Leider ist der Zusatz „2002“ irreführend, denn es handelt sich um ein Muster der Bundestgaswahl 1998. Oder hat der Bundeswahlleiter kein aktuelles Muster bereit gestellt? Ein Wahlglossar erklärt die wichtigsten Begriffe, „häufig gestellte Fragen“ (FAQs) können nachgelesen oder auch selbst gestellt werden. und es werden Gründe dargelegt, warum ein mündiger Bürger zur Wahl gehen sollte. Wem das noch nicht reicht, der kann auch noch in den gesetzlichen Grundlagen wie Bundeswahlgesetz oder Parteiengesetz stöbern oder sich unter den weiterführenden Links, z. B. beim Bundeswahlleiter, näher informieren.

Interaktive Elemente

Interessant sind auf den PDS-Wahlkampfseiten vor allem die interaktiven Elemente. Schon auf der Startseite wird ein Chat angekündigt. Als zweites interaktives Feature gibt es auf der Startseite die Möglichkeit zur Online-Spende. Der dezente Hinweis dazu findet sich in der Servicebox deutlich weniger prominet platziert als der Banner zur Spendenhotline. Mittels Kreditkarte kann man über eine gesicherte Verbindung den gewünschten Betrag abbuchen lassen und bekommt eine Spendenquittung zugesandt. Wer diesem Weg der Übertragung nicht traut, bekommt allerdings keine Alternative geboten. Die Angabe eines Spendenkontos wird hier scheinbar nicht mehr als zeitgemäß empfunden.

Auch in den einzelnen Kategorien finden sich fast überall Angebote zur Interaktion. Wer z. B. seinen Kandidaten sucht, kann die „interaktive Deutschlandkarte“ anklicken, um ihn oder sie zu finden. Das Wahlprogramm kann man in unterschiedlichen Dateiformaten herunterladen oder herkömmlich per Adresseingabe anfordern. Zu den 99 Gründen, die die PDS als Wahlargumente vorgibt, lassen sich Ergänzungen via E-Mail hinzufügen. Das Magazin bietet ebenfalls Möglichkeiten, das Angebot über den Bildschirm hinaus zu nutzen. Mit Wahlkampf O-Tönen als Soundfiles, Bildern aus dem Wahlkampf, die als E-Card versendet werden können und einer Live-Cam auf die „legendäre“ Kaffeemaschine im Wahlquartier sorgen die Online-Wahlkämpfer der Sozialisten hier für Abwechslung.

Spiel und Spass

Der Spiel- und Spaßfaktor hat natürlich auch eine eigene Kategorie, ostalgisch mit „Ein Kessel Buntes“ überschrieben. In der „Download Area“ gibt es den aktuellen Wahlsong2002 und den aktuellen Wahlspot 2002, letzteren allerdings nur im Real-Video Format. „Film ab“ verweist auf einen animierten Flash-Film, ohne den heute keine Wahlkampfseite mehr auszukommen scheint. Spiele wie „Wer wird Koalitionär“ oder „Klickern“ und ein Kreuzworträtsel mit Gewinnchance verleiten dazu, lange online zu bleiben. Natürlich lassen sich die Wahlkampfmotive der PDS als E-Card versenden.

Strategie: Spitzemquartett

Aktuell, informativ, aber auch spielerisch und dabei gut strukturiert – das Online-Team der Sozialisten hat die Anforderungen und Möglichkeiten des Mediums Internet verstanden und versucht, das Image der verstaubten, rückwärtsgewandten Partei zu widerlegen. Im Online-Bereich scheint dies zu gelingen. Auffallend ist, dass die PDS als einzige im Bundestag vertretene Partei keine Webseite für ihren Spitzenkandidaten hat, sondern auf ein „Spitzenquartett“ setzt. Allerdings muss die PDS auf ihren bekanntesten Politiker verzichten. Denn Gregor Gysi stolperte über die „Miles & More“ Affäre. Dadurch ist der erneute Einzug in den Bundestag sicher nicht leichter geworden. Wenn dieser aber gelingen würde, könnte die PDS eine entscheidene Rolle im Machtpoker spielen. Damit dies gelingt, versucht die PDS mit ihrem Online-Angebot die Wähler „emotional anzusprechen“, wie Martin Icke, Verantwortlicher für den Online Bereich sagte. Der 22. September wird zeigen, ob dass von den Wählern honoriert wird.

Erschienen am 29.08.2002