Im Interview mit politik-digital.de erläutert Martin Icke (PDS) die Online-Strategie der PDS im Wahlkampf 2002. Wer sich auf den Seiten der PDS wohlfühlen soll, hier finden Sie Antworten.


politik-digital: Welchen Stellenwert hat das Internet im diesjährigen Wahlkampf?

Martin Icke: Das Internet hat in den vergangenen Jahren in fast allen Lebensbereichen und damit auch im Wahlkampf einen höheren Stellenwert gewonnen. Aber es wird die Wahl sicherlich nicht entscheiden.

politik-digital: Und warum gestaltet die PDS ihren Wahlkampf und ihre Strategie zur Bundestagswahl auch online, zum Beispiel mit dem Angebot
www.pds2002.de?

Martin Icke: Wenn wir das nicht machen würden, wäre einfach eine große Zahl an potenziellen Wählerinnen und Wählern ausgeschlossen.

politik-digital: Was ist der PDS im Online-Wahlkampf am wichtigsten? Welche Themen und Inhalte spielen die größte Rolle?

Martin Icke: Unsere drei Säulen sind: Soziale Gerechtigkeit, Friedenspolitik und Ostdeutschland.

politik-digital: Und worauf legen Sie bei der Kommunikation den Schwerpunkt: A) Information, B) Service, C) Unterhaltung oder D) Interaktivität?

Martin Icke: Das Gute am Internet ist, dass eine kleine Partei mit verhältnismäßig kleinem Budget im Online-Bereich mit den großen Parteien mithalten kann. Das wird mittlerweile aber auch vorausgesetzt. Wir haben eine bestimmte Klientel an Usern, die in erster Linie Informationen abfordert. Andere – vor allem junge Leute – setzen eher auf Unterhaltung. Und durch das Internet können wir dies alles miteinander verbinden.

politik-digital: Welche Vorteile und Nachteile sehen Sie bei der Wahlkampfführung im Internet?

Martin Icke: Ein ganz wichtiger Vorteil ist, dass wir im Wahlkampf eine große Zahl an potenziellen Wählerinnen und Wählern erreichen und mit „rapid response“ wirklich sehr, sehr schnell auf aktuelle politische Ereignisse reagieren können.

Ein Nachteil ist, dass das Medium Internet inzwischen zwar ein unverzichtbares Kommunikationsmittel, aber leider längst nicht allen zugänglich ist. Viele können es sich einfach noch nicht leisten. Wenn die Politiker ihre Hausaufgaben machen, wird sich das hoffentlich ändern.

politik-digital: Welche Zielgruppe(n) soll(en) vor allem angesprochen werden (Wechselwähler, junge Wähler, Stammwähler)?

Martin Icke: Den Wechselwähler würde ich in diesem Zusammenhang als Zielgruppe überhaupt nicht definieren. Zu unterschiedlich sind die Gründe, von der einen zur anderen Partei zu wechseln. Natürlich müssen wir unsere Stammwählerschaft bedienen. Und selbstverständlich geht es uns – darauf kann wohl keine Partei verzichten – um einen Zuwachs von Wählerstimmen. Wir richten unseren Auftritt in erster Linie an Erstwähler und junge Menschen bis Mitte Dreißig. Aber wir grenzen niemanden aus, auf unserer Seite finden sich auch 60-Jährige zurecht. Unsere durch eine Erhebung belegte Erfahrung ist, dass in Westdeutschland die Informationsnachfrage unserer Stammwählerschaft via Internet wesentlich höher ist als im Osten.

politik-digital: Ein Trend, den man in diesem Bundestagswahlkampf sieht, sind auch Aktionsseiten: Kann das Internet bei der Wählermobilisierung helfen?

Martin Icke: Auf jeden Fall dient es – das hat uns der Berliner Wahlkampf 2001 deutlich gezeigt – der Mobilisierung von Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfern. Darüber hinaus habe ich die Hoffnung, dass das moderne Medium Internet insbesondere junge Menschen in ihrer Entscheidung beeinflusst, überhaupt wählen zu gehen.

politik-digital: Wie hoch schätzen Sie denn das Mobilisierungspotenzial im Internet?

Martin Icke: Das würde ich nicht überschätzen. Ich richte mich an Menschen, die in ihrer Welt leben und sich dennoch für Politik interessieren. Auf unseren Seiten sollen sich auch diejenigen wohl fühlen, die sonst nichts mit der Partei zu tun haben. Ihnen werden nicht nur Informationen, sondern auch ein optisch reizvolles Angebot mit Aktionen und Interaktion unterbreitet, ohne den Eindruck plumper Agitation zu vermitteln. Natürlich nutzen wir den Online-Bereich auch zum Mobilisieren. Aber dann doch eher auf der Parteiseite www.pds-online.de.

politik-digital: Wie verändert das neue Medium die politische Kommunikation zwischen Politikern und ihren Wählern, den Bürgern?

Martin Icke: Zunächst können Informationen zwischen den Politikern selbst schneller ausgetauscht werden. Zwischen Politikern und Bürgern hat sich die politische Kommunikation ebenfalls verändert. Durch Print- und elektronische Medien hatte der Bürger eigentlich nur die Möglichkeit, redaktionell aufgearbeitet Informationen zu bekommen. Die Websites der Parteien bieten die Möglichkeit zu schauen, was Politiker X, Politikerin Y tatsächlich gesagt haben, und nicht nur den einen zitierfähigen Satz, den ich in der Zeitung finde.

Erschienen am 19.09.2002