Im Internet zeigt sich der liberale Kanzlerkandidat im wahrsten Sinne des Wortes als "vielseitig". Denn im Unterschied zu seinen Kontrahenten geht Guido Westerwelle nicht nur mit einer, sondern gleich mit drei persönlichen Websites in die heiße Wahlkampfphase. So viele haben zumindest wir gefunden, die Seite zur gudiomobil Tour nicht mitgerechnet. Etwas verwirrend ist das schon, doch wir kutschieren sie durch den Adressendschungel.

 

Zuerst fällt das Adressenwirrwarr gar nicht ins Auge. Wer im Browser
guido-westerwelle.de eintippt, kommt auf eine Seite, die den Kandidaten als Kanzlerkandidaten präsentiert. „Der Kanzler für mehr Netto, mehr Bildung, mehr Arbeit“. Die Seite fügt sich gut in die übrigen FDP-Seiten ein und bietet die Informationen, die man von einer Kandidatenseite wohl erwarten darf. So gibt sie Überblick über zentrale politische Aussagen, nennt die Termine der nächsten Auftritte des Kandidaten und bietet einige interaktive Features. Schuldig bleibt sie allerdings Informationen zum Kandidaten selbst. Wer ist Guido Westerwelle? Wo und wie hat er seine politische Karriere gestartet?



guido-westerwelle.de
Gestaltung


Auf dunklem Blau als Hintergrund fällt dem Besucher der Seite erst mal der Reichstag ins Auge. Als Designelement prägt er das seriöse Bild der in blau und gelb gehaltenen Seite maßgeblich mit. Insgesamt wirkt die Seite schlicht. Der Bundestag am oberen Rad der Seite und die einfache Navigationsleiste links bilden den Rahmen für das Textfenster. Fotos werden relativ sparsam eingesetzt – ein Bild des Kanzlerkandidaten auf der Eingangsseite, nicht zu groß gehalten, und ab und an Bilder, die die Texte illustrieren. Anders als bei der Seite des Bundeskanzlers
www.gerhard-schröder.de, wo Bildsprache und Design dominieren, liegt hier der Schwerpunkt auf der textlichen Information.

Was bietet die Seite an Information?

Mehr Netto, mehr Bildung, mehr Arbeit! Umfangreiche Texte liefern Hintergrundinformation zu den Schlüsselworten der Kampagne. Zusätzlich steht Material zum Download bereit. Mit einem Steuerrechner kann sich jeder ausrechen, wie viel bzw. wie wenig Steuern er mit dem FDP-Modell zahlen würde. Umfangreiche Informationen zum Wahlkampf schließen das Angebot ab, ein letzter Punkt erklärt noch die Funktionsweise der Briefwahl. Ganz aktuell verweist die Seite auf das Spendenkonto der sächsischen FDP zugunsten der Hochwasseropfer.

Was fehlt auf den ersten Blick? Presseerklärungen beispielsweise, doch das erklärt sich vielleicht durch das Online-Radio „Radio Westerwelle“, das rund um die Uhr aktuelles aus dem FDP Wahlkampf sendet. Textversionen der gesendeten Interviews sind auf der webradio Homepage nachzulesen.

Und Interaktiv?

Die FDP-Webseiten bieten meist recht vielfältige interaktive Elemente, das hat auch der
Parteieintest von politik-digital.de gezeigt. Auf guido-westerwelle können die Nutzer sowohl „die ecard der Woche“ verschicken als auch Bildschirmschoner herunterladen. Der User hat die Wahl zwischen einem gelb-blauen Fisch, der gegen den Strom schwimmt, einer Schnecke, dem Übersichtsplan der Guidomobiltour und – ganz offen gesagt meinem persönlichen Favoriten – einem suizidalen Sparschwein.

Als aktuellstes Angebot wird die „liberale Auskunft“ beworben. Die 1 18 48 erteilt einerseits Auskünfte wie jede normale Telefonauskunft auch, beantwortet darüber hinaus aber auch Fragen rund um die Liberalen und zum Wahlkampf.

Wer dagegen protestieren möchte, dass Guido Westerwelle nicht zum Kanzlerduell geladen wurde, kann an ARD und ZDF eine Postkarte verschicken – entweder per Telefon über die liberale Auskunft oder aber direkt über PMS. PMS ist ein neuer Service, der in Ahnlehnung an SMS online gesendete Nachrichten offline, genauer gesagt als Postkate verschickt. Die Postkarten werden von der FDP gesammelt und in transparenten Säcken an die Empfänger übergeben.



guidowesterwelle.de / guido-fuer-bonn.de
guidowesterwelle = guido-fuer-bonn.de


So weit so gut, doch als ich die Seite ein weiteres Mal besuchte, unterlief mir ein Fehler und ich entdeckte völlig neue Seiten an, bzw. von Guido Westerwelle. Statt guido-westerwelle schrieb ich guidowesterwelle und landete prompt auf guido-fuer-bonn.de. Hier präsentiert sich Guido Westerwelle als Direktkandidat für Bonn. Die Seite zeigt sich ungleich bildintensiver als die vorherige. Kurze Artikel mit Foto informieren über aktuelle Termine des Kandidaten im Wahlkreis– Jazzfrühschoppen, Diskussion mit Jugendlichen oder die Eröffnung von Pützchens Markt. Ein Eventkalender macht auf kommende Termine aufmerksam. In einer Art Brief an die Bonner Mitbürgerinnen und Mitbürger bittet Guido Westerwelle um die Erst- und Zweitstimmen der Bonner und weist sie auf weitere Informationsmöglichkeiten unter
www.fdp.de und
www.guido-westerwelle.de. hin. Erfreut, eine Abkürzung zu meinem ursprünglichen Ziel gefunden zu haben, klicke ich und finde mich, wohl durch einen falsch gesetzten Link, auf
http://mdb.liberale.de/westerwelle/home.php wieder.



fdp.de -> guido-westerwelle.de
Schon verwirrt?


Hier angekommen finde ich, was ich auf
www.guido-westerwelle.de und auf
guidowesterwelle.de respektive
guido-fuer-bonn.de vermisst habe, nämlich aktuelle Pressemitteilungen und Informationen zur Person des Kanzlerkandidaten selbst. Unter „Darum geht’s“ werden die persönlichen Schwerpunkte und Arbeitsansätze von Guido Westerwelle vorgestellt. Für Lesefreudige gibt es den speziellen Service, sich via Amazon bzw. buchkatalog.de Bücher von Guido Westerwelle online zu bestellen.

Noch eine Seite?

Ich klicke mich zurück auf die guido-fuer-bonn Seite und versuche dort unter „Liberale Links“ zu guido-westerwelle zurückzufinden. Doch in diesem Linkverzeichnis finde ich lediglich guido2002.de. Ein Klick darauf bringt mich überraschender Weise zu guido-westerwelle zurück. Um sicher zu gehen, tippe ich guido2002.de nochmals händisch ein, doch es bleibt dabei – die Adresse führt zu guido-westerwelle.de.

Drei Seiten – ein Kandidat

Insgesamt bieten alle drei Seiten wichtige Informationen zum Wahlkampf der FDP und zur Person Guido Westerwelle. Durch das Verteilen der Informationen auf drei unterschiedliche Adressen leidet die Nutzfreundlichkeit. Die Trennung zwischen einer Direktkandidatenseite für den eigenen Wahlkreis und einer Seite, die deutschlandweit Wähler anspricht, ist sicherlich noch nachzuvollziehen, weil dadurch speziell für Wahlkreiskandidaten ein eigener Service ensteht. Warum es jedoch insgesamt drei Seiten geben muss, bleibt unklar. Leider verweisen die Seiten kaum bzw. nur sehr unklar aufeinander. Wer eine der drei Seiten ansurft, findet die anderen nicht zwangsläufig, wodurch Informationen verloren gehen. Wer durch Zufall auf alle drei stößt, bleibt leicht verwirrt zurück.

Erschienen am 12.09.2002

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