Schlechte Zukunftsaussichten für das gedruckte Wort, Twitterverbot für Gerichtsreporter und keine guten Karten für Google Street View in Tschechien – die Webnews der vergangenen Woche in der Linkliste.

„Auf das große Zeitungssterben vorbereiten“

Stephan Weichert, Professor für Journalistik in Hamburg, spricht in einem Interview mit dem Goethe-Institut über die Zukunft von Papierzeitungen. Der Medienwissenschaftler prognostiziert, dass in 15 Jahren nur noch auflagenstarke Zeitungen wie die Süddeutsche oder Bild existieren werden. Die anderen würden sogenannte „Online-Only-Marken“ werden. Eine gute Lösung des Problems sieht Weichert in der Verbindung von Print- und Online-Journalismus, wie es der Freitag-Verleger Jakob Augstein vormacht.

Wer regiert das Internet?

Das Magazin "Der Spiegel" ist das meistzitierte Medium Deutschlands – auch im Internet, so die Auswertung des Media Tenor Zitate-Rankings. Wolfgang Michal sieht in der Einseitigkeit ein "veritables Systemproblem" und zieht den Vergleich mit der allumfassenden Datenkrake Google. In seinem Kommentar auf Carta warnt er vor einer Monopolisierung des Netzes und ruft die User zu einer bewussteren Nutzung von Online-Nachrichtendiensten auf.

Gut gebrüllt, Löwe

Es sei einfacher etwas zu kritisieren als selbstständig zu verbessern, kritisiert Christian Marx in seinem Beitrag auf Homopoliticus das Verhalten vieler Internetnutzer. Die Netzgemeinde fordere schon seit langer Zeit mehr Bürgerbeteiligung in der Politik via Web 2.0. Doch die Möglichkeiten, die zum Beispiel die neu eingesetzte Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft" böte, würden nicht wirklich genutzt.

Verbotenes Zwitschern im Gericht

Wie die Wirtschaftswoche in ihrem Online-Portal berichtet, wurde einem Gerichtsreporter während einer Verhandlung sein Live-Tickern auf Twitter verboten. Die Tweets könnten die Zeugenaussagen beeinflussen, so die Begründung des Richters. Der Vorfall wirft eine grundsätzliche Frage zur Berichterstattung aus Gerichtssälen auf, so der Autor Marcel Berndt. Denn gesetzlich sind bisher nur Audio- oder Videomitschnitte verboten.

Prager Straßen bleiben unsichtbar

Nach Österreich stoppt nun auch Tschechien das umstrittene Google-Projekt Street View. Mit Verweis auf die Rechtslage lehnte die tschechische Regierung das Ablichten von Häusern und Straßen erneut ab. Die Sprecherin der tschechischen Datenschutzbehörde Hana Stepankova sagt dazu: „Wir sind nicht komplett sicher, ob die Daten im Einklang mit dem Gesetz verarbeitet werden“. Sollte Google jedoch eine gesetzeskonforme Datenverarbeitung entwickeln, so wäre man in Tschechien bereit, einen erneuten Antrag zu bewilligen.

Die dunkle Seite der deutschen Einheit

20 Jahre deutsche Einheit – 20 Jahre rechte politisch motivierte Gewalttaten. Die Journalisten Heike Kleffner und Frank Jansen haben mit ihren Recherchen zu Todesopfern rechter Gewalt von 1990 bis 2010 bisher unbekannte Zahlen enthüllt. Eine interaktive Karte visualisiert die Recherchen. Unterschiede in den Täter- und Opferprofilen werden in verschiedenen Kategorien grafisch dargestellt.

Nachholbedarf bei der SPD

Das Internet habe der SPD lange nur als Mittel zur einseitigen Wahlkampfkommunikation und nicht als Instrument zum Bürgerdialog gedient, schreibt Karsten Wenzlaff in seinem Blog auf vowärts.de. Seit der Bundestagswahl 2010 habe aber eine Öffnung der Partei gegenüber der Netzpolitik stattgefunden. Nicht allein auf Bundes- sondern auch auf Landesebene gebe es mittlerweile netzpolitische Arbeitsgruppen. Wenzlaff lobt die Verbesserungen, würde sich aber von den Spitzenpolitikern mehr Beteiligung wünschen.

Unter Mitarbeit von Rita Schmidt.

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