Mönche gegen Militärregierung – in Myanmar, ehemals Birma, protestiert der buddhistische
Klerus gegen die Junta. Trotz massiver Einschränkungen der Pressefreiheit bemühen sich im Ausland lebende Burmesen, Nachrichten zu liefern: Mit Hilfe von Internet und Foto-Handys, Websites und Blogs.

Das Straßenbild in Myanmars Hauptstadt Rangun ist geprägt
vom Rot der Mönchskutten. Seit Anfang September demonstrieren
buddhistische Geistliche, Pro-Demokratie-Bewegungen und Zivilbevölkerung
für eine Demokratisierung des Landes. Am Wochenende hat das
Regime unter General Than Shwe die Proteste für beendet erklärt.
Zuvor ging die Militärregierung mit Waffengewalt gegen die
Demonstranten vor und erklärte fünf buddhistische Klöster
zur Sperrzone.

Geht es nach der Junta, sollen andere Länder von den Protesten
möglichst wenig mitbekommen: Journalisten unterliegen strengen
Auflagen, Ende September sollen zudem Telefon- und Internetverbindungen
gekappt worden sein. Gerüchten zufolge kann man seit Samstag,
29. September, das Netz wieder erreichen.

Das Internet ist eine wichtige Verbindung der Burmesen zur Außenwelt:
Mit dem Handy aufgenommene Fotos und Videos sowie E-Mails aus Myanmar
erreichen über das WWW Landsleute im Ausland. Diese leben in
Norwegen, England, den USA oder Deutschland im Exil, kritisieren
von hier aus schon seit langem die Militärregierung und berichten
über die aktuellen Ereignisse in Myanmar. Bilder der Proteste
finden sich zudem auf dem Fotoportal flickr.com und beim Online-Video-Dienst
YouTube. Und auch internationale Solidaritätsbekundungen verlagern
sich ins Digitale. politik-digital.de gibt mit dieser Linkliste
einen Überblick, wer über die Proteste informiert und
wie die Online-Welt ihre Sympathien mit den Demonstranten bekundet.

Hintergründe zu Protesten und Pressefreiheit

BBC
Einen Überblick über die Hintergründe der Proteste
bietet die BBC in einem ausführlichen Online-Dossier. Der britische
öffentlich-rechtliche Sender verfügt auch über ein
Programm in burmesischer Sprache.

Reporter
ohne Grenzen

Hintergründe zur Pressefreiheit in Myanmar. Die Junta schränkt
unabhängige Berichterstattung stark ein. In Myanmar ansässige
Zeitungen, Fernsehsender und Radiostationen unterliegen einer strengen
Zensur. Reporter ohne Grenzen führt das Land in seiner Rangliste
zum Status der Pressefreiheit auf Platz 164 von 168 Staaten.

OpenNet
Initiative

Die Initiative der Harvard University zeigt auf, welche Staaten
Online-Inhalte filtern und auf welche Internetseiten man nicht zugreifen
kann. Auch für Myanmar gibt es ausführliche Informationen:
Internet-Zugang haben knapp 0,5 Prozent der burmesischen Bevölkerung.
Zwar gibt es Internetcafés, doch die Verbindungskosten sind
hoch, die Bandbreite niedrig. Über zwei Internetprovider können
Burmesen online gehen. Beide, Myanmar Teleport (MMT) und Myanmar
Posts and Telecom (MPT), unterstehen der Regierung und filtern von
der Junta unerwünschte Inhalte – wenn auch beide Provider
den Zugang zu unterschiedlichen Websites blockieren.

Zeitungen und Online-Magazine

New
Light of Myanmar

Das neue Licht von Myanmar, so der Titel in der deutschen Übersetzung,
ist eine der staatlichen Tagesszeitungen. Im Internet erscheint
auch eine englischsprachige Ausgabe. The Light of Myanmar berichtet
über die Proteste, stellt aber angebliche Übergriffe der
Demonstranten auf Polizisten und Soldaten in den Vordergrund. Laut
The Light of Myanmar bemühe sich die Regierung um eine friedliche
Lösung, die buddhistischen Mönche und die protestierenden
Zivilisten werden als Saboteure dargestellt.

The Myanmar
Times

Eine wöchentlich erscheinende Zeitung. Die Online-Ausgabe erscheint
ebenfalls in Englisch. In der aktuellen Ausgabe berichtet die Myanmar
Times nicht über die Proteste.

BurmaNet
News

Der Online-Service BurmaNet News liefert seit 1994 auf einer Website
und über einen Newsletter eine ausführliche und aktuelle
Presseschau. Was Nachrichtenagenturen, internationale Medien und
Blogs über Burma berichten – die Redakteure von BurmaNet
News sammeln es und übersetzen die Meldungen ins Englische.
Aus Myanmar selbst kann man nicht auf diese Informationen zugreifen:
Laut OpenNet blockieren die burmesischen Interentprovider BurmaNet
News.

The
Irrawaddy

Unabhängiges Online-Magazin, gegründet von in Thailand
lebenden Burmesen. Das Team von Irrawaddy ruft seine Leser auf,
Fotos der Proteste an die Redaktion zu mailen.

Mizzima
News

Im Exil lebende Burmesen gründeten das Online-Magazin 1998.
Ihr Ziel ist es, mit Berichten über die Lage in Myanmar die
öffentliche Wahrnehmung des Landes zu fördern.

Radiosender

Da Tages- und Wochenzeitungen in Myanmar der Junta unterstehen
und die Internetprovider den Zugriff auf regierungskritische Websites
sowie ausländische Nachrichtenportale blockieren, sind internationale
Radiosender eine der wenigen Möglichkeiten für Burmesen,
unabhängige Informationen zu bekommen.

Radio
Free Asia

Der unabhängiger Radiosender, eine private Non-profit-Organisation,
hat seinen Sitz in mehreren Ostasiatischen Staaten, unter anderem
in China, Japan, Süd-Korea und Indien. Die Internetseite ist
in neun asiatischen Sprachen sowie auf englisch verfügbar.

Voice
of America

Voice of America ist ein internationaler Sender, 1942 von der US-Regierung
gegründet. Sendet in verschiedenen Sprachen, darunter auch
burmesisch. Auf der Website stehen die Nachrichten sowohl zum Nachlesen
als auch als Audio zum Download zur Verfügung. Seit dem 26.
September hat Voice of America den Anteil an Berichten in Burmesisch
verdoppelt.

Democratic
Voice of Burma (Demokratische Stimme Burmas)

Non-Profit-Organisation mit Sitz in Norwegen. In Skandinavien lebende
Burmesen wollen unabhängig und objektiv über Myanmar berichten
und setzen sich gleichzeitig für Demokratie und Menschenrechte
in dem Staat ein.

Burmesische Blogs

Es gibt eine Vielzahl burmesischer Blogger, die aus dem Ausland
über die Ereignisse im Myanmar berichten. Wir zeigen hier nur
eine kleine Auswahl.

Ko
Htike

Der Burmese Ko Htike lebt in London. Auf seinem vormals literarischen
Weblog veröffentlicht er E-Mails und Fotos, die ihn aus Myanmar
erreichen. Er schreibt zum Teil auf Burmesisch, zum Teil in Englisch.

Justice
and Injustice

Sein Khalote bloggt auf burmesisch, veröffentlicht aber viele
Fotos der Proteste.

Mr.
Jade

Bloggt zum Teil auf Englisch, zum Teil auf Burmesisch. Veröffentlicht
Meldungen und Fotos.

Nyein
Chan Yar

Berichtet zum Teil auf Englisch. Auch hier finden sich viele Fotos
der Demonstrationen sowie Handy-Videos, die das Vorgehen der Militärs
gegen die protestierenden Mönche zeigen.

Nik
Naymann

Fotos und Videos. Bloggt auf Burmesisch.

Solidaritäsaktionen

Handbuch
für Blogger und Cyber-Dissidenten

Die Reporter ohne Grenzen geben in einem PDF-Handbuch Tipps für
Blogger, die in Staaten mit strengen Zensurbestimmungen leben. Die
Ratschläge reichen von der Erklärung, wie man ein Weblog
aufsetzt, bis hin zu Tipps, wie die Blogger ihre Anonymität
bewahren können.

Unterschriftenaktion

Die internationale Organisation Avaaz ruft zur Unterzeichnung einer
Petition auf. Darin fordern die Unterzeichner den chinesischen Präsidenten
und die Vereinten Nationen auf, sich gegen ein gewaltsames Vorgehen
der Militärjunta zu wenden und die Demokratiebewegung zu unterstützen.

Ashin
Sopaka, Friedenslauf

Der burmesische Mönch Ahin Sopaka lebt seit 2003 in Köln-Mülheim,
leitet dort ein buddhistisches Zentrum und läuft für Frieden
und Demokratie in Myanmar. Zudem beteiligt er sich über das
Internet an der Organisation der Proteste. Auf seiner Website hat
er ein Forum für Leserkommentare eingerichtet. Am Donnerstag,
4. Oktiober, ist Ashin Sopaka von 16.00 bis 17.00 Uhr zu Gast im
tagesschau-de-Chat.

Free
Burma

Internationale Blogger planen am 4. Oktober einen Solidaritätstag.
Weblogger sollen einen Eintrag zum Thema verfassen und ihre Solidarität
mit einer Grafik oder einem Banner mit der Aufschrift „Free
Burma“ verdeutlichen. Die Planung läuft über ein
in mehreren Sprachen verfügbares Wiki,
ein Online-Dokument, das jeder Nutzer bearbeiten kann. Grafiken,
Banner und Fotos
gibt es bei flickr.com.

Red
Shirt Day

Rot sind die Kutten der buddhistischen Mönche und in rote Shirts
sollte man sich am Freitag, 27. September, kleiden, sich fotografieren
und das Foto auf flickr. hochladen, um an dieser Aktion teilzunehmen.
In der entsprechenden Gruppe gibt es das Ergebnis zu sehen.

Blogger
für Burma

Der Schweizer Satire-Blog Lupe rief zu einer ganz unsatirischen
Solidaritsaktion auf: Blogger sollen einen Eintrag schreiben, der
sich mit den Protesten befasst, und so ihre Sympathien bekunden.

Red
Blogs for Burma

Nimue vom sternengarten-Blog kam auf die Idee, als Solidaritätsbekundung
mit den rotgekleideten Mönchen dem eigenen Blog ein rotes Outfit
zu verpassen.