Pegelstände und Meinungsforschung

Wie für die Parteien auf Bundesebene, galt vor allem der vielgeäußerte einstimmige Wahlspruch, die jüngste Katastrophe nicht für die Zwecke des Stimmenfangs auszunutzen. Dass die Pegelstände trotz der Zurückhaltung von Politikern jeglicher Couleur eine Auswirkung auf die Wählerpräferenzen haben, schwante dem einen aus Freude, dem anderen aus Leid. Auch im Wahlkampf-Team Ole Schröders entschieden sich die Verantwortlichen schnell für eine „leise Aktion“. Fluthilfe ja, aber so wenig Öffentlichkeit wie möglich. Dementsprechend unbemerkt brach der Kandidat nach Lauenburg auf, um den Hilfstruppen der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks aus dem Kreis Pinneberg handfeste Unterstützung zukommen zu lassen. Jede Hand wurde gebraucht, berichteten die erschöpften Helfer nach ihrer Rückkehr. Alle freiwilligen Unterstützer aus der Heimat konnten zwar nicht zwischen den Sandsäcken ausfindig gemacht werden. Das Durcheinander und die Menschenmassen beim Deichbau waren einfach zu groß.

 

Besuch von Parteiprominenz

Nicht wesentlich ruhiger ging es bei den typischen Veranstaltungen des Wahlkampfs zu. Einen Tag nach der Fluthilfe reiste Parteiprominenz aus dem bayerischen Süden an: Thomas Goppel besuchte die Nordakademie in Elmshorn. Die Studenten der nach den Ergebnissen der Pisa-Studie hochgelobten Fachhochschule kamen zur Freude der Wahlkampfhelfer und des Kandidaten in Scharen. Endlich eine Veranstaltung, bei der mehr als Zweidrittel der Anwesenden die Alterschwelle von 30 Jahren unterschritten, betonten die Wahlkämpfer später euphorisch. Somit war diese Veranstaltung vielleicht doch ein wenig ungewohnt. Bestätigt sie doch, dass tatsächlich politisch interessierte Jungwähler in der Schüler- und Studentenschaft vorhanden sind, denen Politik und der Bundestagswahlkampf noch nicht vergangen ist.

TV-Duell vor Ort

Eine ähnlich positive Statistik konnte das erste offizielle Kandidatenduell am vergangenen Montag Abend nicht vorzeigen. Das dortige Publikum entsprach dem Klischee des Wahlvolks im fortgeschrittenen Alter, sieht man einmal von den jugendlichen Wahlkampfhelfern ab, die ihren Kandidaten mit Präsenz den Rücken stärken wollten. Nur 24 Stunden nach dem historischen Fernsehduell der Kanzlerkandidaten durften auch die Bundestagskandidaten im Kreis Pinneberg zur publikumswirksamen Wortschlacht antreten. Bei Themen wie Bildung, Kommunalfinanzen, sowie Innere Sicherheit schnitt Ole Schröder nach Meinung seiner Unterstützer äußerst gut ab. Dem neuen Medien- und Polit-Marketing sei dank, war aus der Wahlkampfzentrale zu hören, denn Schröder genießt seit einigen Wochen eine spezielle Medienschulung. Um einer Zuschauer- oder Zuhörermenge optisch und rhetorisch zu gefallen, müssen gewisse Regeln eingehalten werden, die zu beherrschen ein fortdauerndes Training verlangen. Und wer da gleich an das Vermeiden der lästigen „Ähs“ wie beim Kanzlerkandidaten der Union denkt, erfasst immerhin einen kleinen Ausschnitt der immer wichtigeren Öffentlichkeits- und Medienkompetenz, die selbst auf unterster politischer Ebene zum Non-plus-ultra der Wahlkampfmanege gehört. Alle tun es, und wer es nicht tut, der fällt auf. Und zwar negativ.

Internet und Schule

Wie wichtig Redegewandtheit und ein passender Vortragsstil ist, um Inhalte zu vermitteln, wird alltäglich in den Schulen vorgeführt. Für einen Vormittag durfte auch Ole Schröder im Projektunterricht der 9. Klassen in der Wedeler Theodor-Storm-Hauptschule hinter das Lehrerpult. Thema seines Unterrichtes war das Internet und die politischen und gesellschaftlichen Dimensionen des neuen Mediums. Einige Schüler waren regelrecht begeistert, einen Bundestagskandidaten anstatt ihres gewohnten Paukers vor sich zu haben. Im Anschluss fiel der Vorhang des Wahlzirkus für den Rest des Tages. Schröder nahm eine Auszeit. Die erste seit Wochen. Seine Eltern und Freunde hätten es ihm Übel genommen, wenn nicht. Schließlich hatte der Kandidat Geburtstag. Sein 31-zigster. Da ruht auch der Wahlkampf für kurze Zeit.

Im nächsten Teil: Kandidatenprofil und politisches Marketing. Was ist nötig, um öffentlich aufzutreten – Die theoretische Schulung des Wählergesprächs – Methoden der Wahlwerbung

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Erschienen am 29.08.2002