Jetzt ist es endlich amtlich: die New Economy hat eine offizielle Interessenvertretung.
Das "European Net Economy Forum" (enef) hat vor einer Woche seine Arbeit
aufgenommen.

Ziel der Vereinigung ist das focusierte Lobbying für die New Economy, die sich von den etablierten
Interessenvertretungen der Old Economy nicht ausreichend vertreten gefühlt hat.

Nachdem schon Ende Juni im Rahmen eines Workshops von Startups unter der Leitung des Geschäftsführers von
dooyoo, Felix Frohn-Bernau, die Notwendigkeit einer zu gründenden Interessenvertretung betont worden war
(politik-digital berichtete), schuf man jetzt Tatsachen. Dass es nicht schneller
ging, lag an der nötigen Abstimmung der immerhin 15 Startups, welche die Organisation mitgegründet haben.

Der Sprecher von enef, Kilian Lenard, der im "normalen Leben" Rechtsanwalt in Berlin ist, wird auch die
Vereinsgeschäfte übernehmen. Diese werden sich inhaltlich auf die direkte Lobbyarbeit für die Interessen der
New economy Unternehmen konzentrieren.

Darunter fallen neben dem selbstverständlichen Ziel von Interessenvertretungen, nämlich der Stärkung der
Wettbewerbsposition der vertretenen Klientel, auch steuerpolitische Fragen. Die Absicht von enef ist es,
konstruktiv mit der Politik zusammenzuarbeiten. So sollen nicht nur Verbesserungsvorschläge vorgelegt werden,
sondern es ist auch geplant, in einem fünfköpfigen Beirat, der aus Persönlichkeiten aus Wissenschaft und
Wirtschaft bestehen wird, ausgearbeitete Konzepte zum Umgang mit der New economy vorzulegen. Dies wird
neben der Arbeit im Beirat auch über eine Kooperation mit verschiedenen Grosskanzleien geschehen, für die der
Grundstock schon gelegt ist, so Kilian Lenard.

Die Notwendigkeit der Gründung einer eigenen Interessenvertretung ergab sich, nach Ansicht der Unternehmen, aus
der mangelnden Unterstützung, die die Startups in den etablierten Organisationen erfahren haben. Zwar forderten
bereits größere Organisationen einzelne Startups zum Beitritt auf, doch letztere sind nach Angaben von Kilian
Lenard in dieser Beziehung "gebrannte Kinder". Das Ziel ist es, eine Institution zu gründen, die sich nicht nur aus
Gründen der "Hipness" mit der New Economy beschäftigt, sondern deren ureigenen Anliegen eine adäquate
Vertretung ist. In den alten Interessenvertretungen liegt das Hauptgewicht auf der traditionellen Wirtschaft, wodurch
sich die Unternehmen der New Economy leicht in die zweite Reihe abgedrängt sahen. Dies soll bei enef auf keinen
Fall passieren.

Auch wenn die Initiative zu einer solchen Organisation aus Deutschland kommt, will enef nicht nur eine deutsche
Vereinigung sein. Geplant ist, in ganz Europa Ableger zu gründen. So finden schon Gespräche mit Unternehmen in
England, Frankreich, Italien und Spanien statt. Danach ist auch eine Ausweitung auf andere europäische Länder
geplant. Die Ausweitung der Interessenvertretung auf einen europäischen Horizont liegt schon in der Natur der
New Economy begründet, die nicht an nationalen Grenzen halt macht.

Doch auch innerhalb Deutschlands ist das Interesse an einer solchen Interessenvertretung sehr groß. So gab nach
Angaben von Kilian Lenard seit der ersten Pressemitteilung am 25. Juli schon Anfragen von mehr als 25 Unternehmen.

Auch die Aufmerksamkeit der Presse und der Öffentlichkeit ist enef sicher. Das mag zum Teil an der generellen
Medienresonanz liegen, die der New Economy in der letzten Zeit widerfahren ist. Doch lässt die ganze Konzeption
der Interessenvertretung auf substantielle Arbeit schliessen, die zeigt, dass enef mehr als eine mediale
Eintagsfliege sein will.