Nachdem selbst viele Mitglieder der französischen Regierungspartei UMP zuletzt vehement die öffentliche Verkündung der Präsidentschaftskandidatur von Nicolas Sarkozy forderten, hat dieser reagiert und befindet sich seitdem offiziell im Wahlkampf.

Monatelang musste Sarkozy dabei zusehen, wie die Präsidentschaftskandidaten der anderen Parteien und allen voran der Sozialist François Hollande in den Wahlkampf starteten und ihre Angriffe auf den aktuellen Präsidenten verschärften. Obwohl der amtierende Präsident Sarkozy selbst längst auf Wahlkampfmodus geschaltet hatte, entschied er sich dennoch dazu, die offizielle Ankündigung seiner erneuten Präsidentschaftskandidatur so lange wie möglich hinauszuzögern. Schließlich, so die Strategie, wollte er von den französischen Wählern nicht als Kandidat wahrgenommen werden, sondern vielmehr als treusorgender Präsident, der die Franzosen vor der Wirtschafts- und Schuldenkrise so gut wie möglich bewahrt hat.

Die ursprünglich für Mitte März geplante Verkündung von Sarkozys erneutem Antritt bei der Präsidentschaftswahl ist nun jedoch auf Mitte Februar vorgezogen worden, damit der offizielle Start in den Wahlkampf früher beginnen kann – Sarkozy hinkt seit Monaten dem in den Umfragen führenden Hollande hinterher.

Diese Entscheidung beeinflusste natürlich auch die Webkampagne des Kandidaten Sarkozy maßgeblich, hatte man bislang doch auf jegliche Online-Aktivitäten verzichtet. Damit sollte insbesondere der Eindruck verhindert werden, dass sich der Präsident mehr um seine Wiederwahl sorgt als um die Lösung dringender Probleme wie etwa die hohe Arbeitslosigkeit in Frankreich. Andererseits musste sich Sarkozy in dieser Hinischt vor allem Kritik von Parteifreunden gefallen lassen, die in der Verzögerung der Wahlkampfaktivitäten zusehends einen Nachteil gegenüber den anderen Kandidaten sahen, allesamt schon seit Monaten im Wahlkampf.

Staatsmännischer Werbeauftritt

Mit der Ankündigung seiner Präsidentschaftskandidatur folgte dann aber ein Paukenschlag auf den anderen: Zunächst präsentierte Sarkozy seinen Wahlkampfslogan „La France forte“ – zu Deutsch „starkes Frankreich – samt dazugehöriger Webseite lafranceforte.fr. Auch die Konten Sarkozys auf Twitter und Facebook wurden von jetzt auf gleich zu neuem Leben erweckt bzw. im Falle des Twitter-Accounts überhaupt erst eröffnet. Obwohl hinter den Kulissen bereits seit Monaten die Vorbereitungen für den Wahlkampf laufen, muss Sarkozy nun den Vorsprung der Konkurrenten aufholen und seine Unterstützer im Netz mobilisieren.

Auch im Web setzt der amtierende Präsident voll und ganz auf einen seriösen, klassischen und staatsmännischen Auftritt. Laut Franck Louvrier, dem Leiter der Kommunikationsabteilung im Elysée-Palast, soll der Webauftritt „an einen Fernseher erinnern“, womit er insbesondere auf die Vielzahl der Videos sowie das Design nach dem Muster einer modernen News-Seite anspielt. Dazu passt auch, dass die Domain von Sarzkoys Hauptwahlkampfseite nicht etwa – wie bei seinem wichtigsten Konkurrenten Hollande – seinen Namen, sondern den zentralen Wahlkampfslogan trägt, der vor allem Zuversicht vermitteln soll. Die seriöse Note findet sich auch auf Sarkzoys Facebook-Accounts wieder: Der zentrale Account dient insbesondere dazu, die Informationen über öffentliche Auftritte publik zu machen, wird von knapp 550.000 Fans verfolgt und existiert bereits seit 2007. Sarkozys zweites Facebookprofil betont dagegen mehr die persönliche Seite des Kandidaten und ist zugleich moderner und attraktiver gestaltet, wobei vornehmlich Fotos und Videos mit Reden des Kandidaten auftauchen.

Entgegen zunächst anderslautender Ankündigungen twittert Sarkozy neuerdings auch, sein Account wird wahlweise von ihm selbst und von seinem Wahlkampfteam betrieben. Die Betonung der seriösen Seite des Kandidaten kommt nicht überraschend, schließlich gelten das zu Beginn der Präsidentschaft in aller Öffentlichkeit ausgetragene Privatleben sowie die zahlreichen Freundschafen zu Wirtschafts- und Showgrößen als Hauptgründe seiner anhaltenden Unbeliebtheit.

Nahkampf im Netz gegen Hollande

Zwar beginnt Sarkozys Online-Wahlkampf damit reichlich spät, doch konnte das Umfeld des Kandidaten bereits einige Erfolge im Netz verbuchen. So haben etwa Mitglieder der Jugendorganisation von Sarkozys UMP-Partei früh die Domain mit dem Wahlkampfslogan von Francois Hollande reserviert – sehr zum Ärger der sozialistischen Wahlkämpfer. Denn anstelle der Bewerbung von Hollandes Position wird dessen Wahlprogramm auf der Seite „lechangementcestmaintenant.fr“ Stück für Stück von UMP Mitarbeitern auseinandergenommen.

Indes deutet einiges darauf hin, dass das Auftreten der Präsidentschaftskandidaten im Web und die Mobilisierung der Anhänger im diesjährigen Wahlkampf noch wichtiger geworden sind. Dies beweisen bereits die Zahlen für die Web-Budgets der Kandidaten: Lagen die Gesamtausgaben für die Online-Aktivitäten aller Parteien im Jahre 2007 noch bei etwa 2,4 Millionen Euro, so wollen alleine PS und UMP für ihre Netzwahlkämpfe des Jahres 2012 zusammen ca. 4 Millionen Euro ausgeben. Insgesamt dürften sich die Ausgaben aller Kandidaten laut deren eigener Angaben auf ca. 5,8 Millionen Euro belaufen, was im Vergleich zu 2007 eine Steigerung von mehr als 50 Prozent bedeuten würde.