Bei den Vorwahlen der Republikaner spielte Ron Paul bislang kaum eine Rolle. Würde das Web die Präsidentschaftswahlen in den USA entscheiden, wäre er der Favorit.

Ron Paul ist konservativ und republikanisch. Er fordert die Rückkehr zum Goldstandard, den Austritt aus der UN und eine wörtliche Auslegung der amerikanischen Verfassung. Er möchte die Einwanderungspolitik verschärfen und tritt für das Recht auf Waffenbesitz ein.

Und Ron Paul ist libertär, wie
seine Website klarmacht.
Persönliche Freiheit steht auf seiner Agenda weit oben, er
verspricht eine Abschaffung aller Überwachungsgesetze und möchte
den Einfluss der us-amerikanischen Regierung auf das alltägliche
Leben ihrer Bürger auf ein Minimum zurückschrauben. Ron
Paul hält den Irakkrieg für falsch und macht die
us-amerikanische Außenpolitik der 1990er Jahre
mitverantwortlich für 9/11.

 

Ron Paul
Ron Paul

 

In Pennsylvania geboren sitzt der
72-jährige heute für Texas im Abgeordnetenhaus. Bei den
Präsidentschaftswahlen 1988 trat Paul für die Libertarian
Party
an, nachdem er sich in den Vorwahlen gegen
Frank Zappa durchgesetzt hatte. Ähnlich abenteuerlich verläuft
auch seine momentane Kandidatur, in der das Web eine bedeutende Rolle
spielt.

Spendensegen im Netz

Seine klare Ablehnung des Irakkriegs
und sein kompetentes Auftreten in Debatten unterschied ihn schnell
vom Wahlkampfgetöse anderer republikanischer Kandidaten. Im
November 2007 fassten sich einige Anhänger ein Herz und
starteten online eine Fundraising-Aktion für den Außenseiter. Das überwältigende
Ergebnis: Innerhalb eines Tages spendeten Unterstützer aus dem
Netz 4 Millionen US-Dollar.

Ausschlaggebend war dabei wohl ein
Feature auf Pauls Website, welches Spendensummen und Spendernamen
live anzeigt und interaktive Statistiken liefert. Seitdem hat das
englischsprachige Netz Paul zu seinem Liebling erkoren. Auch im deutschen Web gibt es mit Blogs wie "Ron Paul Revolution" oder "Ruhrpott for Ron Paul" eine aktive Unterstützergemeinde.

Aktueller Aufhänger der
Onlinespenden ist die goldene Hochzeit von Paul und seiner Frau.
Annähernd 5 Millionen Dollar war den Usern dieses freudige
Ereignis bisher wert. Insgesamt spendeten Pauls Unterstützer bis
Anfang Februar über 30 Millionen Dollar, mehr als Mitt Romney
und John McCain zusammen erhielten.

Führender Kandidat bei Youtube, MySpace und Facebook

Das Portal techPresident,
welches die Rolle des Webs im Wahlkampf der Kandidaten verfolgt,
zeigt deutlich die außergewöhnliche Position Pauls. 13
Millionen Nutzer sahen sich Pauls Youtube-Videos an, und
auch bei MySpace oder Facebook liegt Paul vorne. Wählergenerierte
Inhalte über seine politischen Positionen sind zu Tausenden auf
allen einschlägigen Portalen zu finden.

Seine Anhänger organisieren
sogenannte "meet-ups", virtuelle Treffen, und setzen auf
dezentrales Campaigning nach Grassroots-Manier. Während Mitt
Romney oder John McCain täglich Dutzende von
Wählerveranstaltungen abfahren, ist Paul wesentlich weniger vor
Ort präsent. Der Unterschied zu den gut organisierten
Wahlkampfmaschinen der anderen Kandidaten ist offensichtlich.

Wenig Beachtung außerhalb des Webs

Die bisher beste Platzierung in den
eigentlichen Vorwahlen erreichte Paul am vergangenen Freitag, als er
im Bundesstaat Maine mit 19 Prozent der Stimmen hinter Wahlsieger
Romney und John McCain abschloss. Im Fernsehen ist er wenig präsent,
lediglich die virtuelle Woge, die ihn vor sich hertreibt, ist den
großen Sendern wie Fox oder CNN Meldungen wert.

Paul fehlt es dabei nicht an
Spendengeldern, aber gegen die personell und organisatorisch
überlegenen Politkampagnen der anderen Republikaner wirkt sein
Web 2.0 Triumphzug zahnlos. Was wohl bleibt ist die Erkenntnis, dass
wählergenerierter Wahlkampf im Netz in großem Umfang
möglich ist. Alleine Wahlen gewinnen tut er jedoch nicht.

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