Einen Jahresrückblick der bedrückenden Art veröffentlichte heute der Verein Reporter ohne Grenzen. Die Jahresbilanz gibt Auskunft über die Zahl der in diesem Jahr getöteten, bedrohten, inhaftierten und entführten Journalisten. Besonders auffällig: Die Zahl der getöteten Blogger ist stark angestiegen.

Zu zehn Jahren Gefängnis mit anschließend drei Jahren Hausarrest hat am 24. September ein vietnamesisches Gericht die ehemalige Polizistin Ta Phong Tan verurteilt, die laut Spiegel online Korruptionsfälle innerhalb der Polizei publik gemacht hatte. Gemeinsam mit den ebenfalls verurteilten Nguyen Van Hai (zwölf Jahre) und Phan Thanh Hai (vier Jahre) hatte sie auf dem Blog „Club der freien Journalisten” (CÂU LẠC BỘ NHÀ BÁO TỰ DO) Texte veröffentlicht. Dem Gericht zufolge hätten die drei auf dieser Internetseite sowie auf ihren eigenen Blogs Artikel mit „staatsfeindlicher Propaganda“ verbreitet.

Laut Reporter ohne Grenzen erging es 144 Bloggern weltweit ähnlich: Sie wurden in direktem Zusammenhang mit ihrer berichtenden Tätigkeit eingesperrt. Dass damit 27 Prozent weniger als im Vorjahr inhaftiert worden sind, ist nur ein schwacher Trost angesichts der um 840 Prozent gestiegenen Zahl von getöteten Bloggern: 47 waren es insgesamt in diesem Jahr. Außerdem wurden 879 Journalisten festgenommen und 88 getötet. Die fünf gefährlichsten Regionen für Journalisten sind aktuell Syrien, wo 44 Blogger, 17 Journalisten und vier Medienmitarbeiter ermordet wurden, sowie Somalia, Pakistan, Mexiko und Brasilien.
Die Jahresbilanz zeigt, dass Bloggen sich neben dem traditionellen Print-Journalismus auch und gerade in Staaten mit eingeschränkter Pressefreiheit rasch als Werkzeug des Protestes gegen Missstände etabliert hat. Die Regime reagieren darauf mit drakonischer Schärfe.

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