Erstmals konnten Internetnutzer die US-Präsidentschaftskandidaten per Online-Video in einer Fernsehshow befragen.
Die Demokraten Hillary Clinton, John Edwards, Barak Obama und ihre fünf Kontrahenten stellten sich am 23. Juli 2007 auf dem US-Fernsehsender CNN vierzig Fragen aus dem Volk. Diese hatte die Redaktion des US-Senders CNN aus etwa 2000 Videoanfragen (Reuters) ausgewählt, die auf dem Online-Videoportal YouTube eingingen.

Die deutschen Medien reagierten unterschiedlich auf die Gemeinschaftsaktion von CNN und der Online-Plattform: Welt-Online bezeichnete es als "gute Idee", Wähler gegen Kandidaten nahezu auf Augenhöhe zu bringen. Jedoch ärgert sich der Autor über die CNN-Moderation, die jede aufkeimende Debatte unter den Kandidaten erstickt habe.

Die Süddeutsche Zeitung kritisiert hingegen weniger die Moderation als das Format: Es sei zwar "etwas Neues" gewesen, die Fragen per Video blieben jedoch unverbindlich, bemängelt Bernd Oswald.

Gabor Steingart betont auf Spiegel Online, dass Fernsehduelle vor allem ein Werbeinstrument für die Kandidaten seien – in diesem Fall für Hillary Clinton und weniger "für die sieben Zwerge".

Auf die Rolle des Mediums Internet geht er nicht ein.
Kritisch beleuchtet futurezone.orf den neuen Ansatz: Der Wiener Medienpsychologe Peter Vitouch sieht bei den Fragen per Webvideo die Gefahr, Politik "ins Lächerliche" zu ziehen. Einen Demokratisierungsschub erkenne er aufgrund der gezielten Auswahl der Fragen nicht, dafür aber eine "Tendenz zur Freak-Show".

Der Tagesspiegel zitiert nur Positionen zu der Sendung: Ein Wähler, der seine Frage per Webvideo gesendet hatte, befand: "Es war im Großen und Ganzen schon unterhaltsam. Aber war es auch informativer?". CNN sprach dagegen von einer "historischen" Debatte und der frühere Präsidentenberater David Gergen sah in dem Format einen "klaren Gewinner".

Auch in den deutschen Blogs gab es unterschiedliche Reaktionen: Der PR-Blogger Klaus Eck sieht den Erfolg für das Internet vor allem darin, "dass die Präsidentschaftskandidaten sich auf die CNN-YouTube-Debatte eingelassen haben." Doch auch er räumt ein, dass bei der Aktion Entertainment vor Information stand. The Inquirer beklagt, dass die Kandidaten auch in dem neuen Format "mit ihren ausweichenden bis nichts sagenden Sprüchen durch[kamen] wie immer". Christoph Bieber spricht auf seinem Blog Internet und Politik von einem Trend, den er Open Source Campaigning nennt: Kandidaten und (Massen-)Medien sind nicht mehr allein auf dem campaign trail", schreibt er.

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