Im Rahmen unserer neuen Interviewserie stehen die Verantwortlichen für Social Networks aller deutschen Parteien im Bundestag Rede und Antwort. Was sind die Visionen, Strategien und Hoffnungen, die das Web-2.0 im Wahlkampf zu bieten hat? Die Fragen stellte Patrick Brauckmann.

Nachfolgend das Interview mit Stefan Hennewig, Bereichsleiter Internes Management der CDU Deutschlands und im Wahlkampf 2009 unter anderem verantwortlich für das teAM Deutschland und die web 2.0-Aktvitäten der Partei.

politik-digital.de: Stefan Hennewig, sie sind bei der CDU verantwortlich für das partei-eigene Social Network „teAM Deutschland“. Welche Aufgaben verbinden sich noch mit ihrer Tätigkeit?

In meinen Zuständigkeitsbereich fallen ganz unterschiedliche Aufgaben. Neben den klassischen Arbeiten einer Zentralabteilung möchte ich insbesondere die Mitgliederwerbung und die Bürgerbetreuung nennen. Hierzu zählt auch die ständige Weiterentwicklung unserer CRM-Prozesse, die wir bereits 2004 eingeführt haben. Das „teAM Deutschland“, das sowohl für Mitglieder wie Sympathisanten gedacht ist, und www.team2009.de fügen sich hier sinnvoll ein.

Foto: Stefan Hennewig


politik-digital.de: Wie ist das Network historisch entstanden? Wer hatte wann die Idee dazu?

Das „teAM Deutschland“ ist unsere Unterstützer-Initiative für Angela Merkel und die CDU im Superwahljahr 2009. Die aktuelle Mitgliederzahl wird direkt auf www.team2009.de angezeigt und steigt erfreulicherweise stündlich an. Wir haben die Internet-Präsenz des teAM so aufgebaut, dass alle klassischen Community-Funktionalitäten im Angebot enthalten sind.

Bereits 2005 hatten wir mit dem damaligen teAM Zukunft eine sehr erfolgreiche Unterstützerkampagne und schon seit 2004 haben wir wichtige Community-Elemente in unserem Mitgliedernetz www.cdunet.de integriert. Eigene Profile, interne Messaging und Chat-Möglichkeiten, Datei- und Dokumenten-Austausch und andere Dinge sind hier für alle gut 500.000 CDU-Mitglieder verfügbar.

politik-digital.de: Wie hoch ist die Zahl der Posts pro Mitglied? Greifen Sie zudem die Debatten im Network für die Partei in irgendeiner Weise auf?

Die Postings pro Mitglied zählen wir nicht. Allerdings gibt es regelmäßige Auswertungen der Diskussionen in den internen Netzen. Und zuletzt haben wir im Rahmen der Grundsatzprogrammerstellung auch „virtuelle Arbeitskreise“ eingerichtet, deren Ergebnisse sich sehr real im Grundsatzprogramm niedergeschlagen haben.

politik-digital.de: Wo steht das Social Network strategisch im Wahlkampf? Wie würden Sie ihre Zielgruppe im Netz definieren?

Das teAM Deutschland hat eine zentrale Stellung in der Wahlkampagne 2009. Die Unterstützer sollen die Community nutzen, um sich hier zu vernetzen und um ihre Wahlkampfaktivitäten zu koordinieren.

politik-digital.de: Welche Strategie verfolgen Sie bei kritischen Beiträgen im Network?

Die CDU hat eine lange Erfahrung auch mit kritischen Beiträgen innerhalb der eigenen Online-Angebote. Ich bin recht stolz darauf, dass wir als einzige Partei seit Mitte der 90er Jahre ein offenes Diskussionsforum anbieten, das jeder Besucher unserer Seiten nutzen kann. Hier sind, wenn sie sich im Rahmen der Diskussionsregeln bzw. des deutschen Presserechts halten, auch kritische Diskussionen möglich.
Gleiches gilt, im Rahmen der Zielsetzung der Unterstützungsarbeit, auch für die Community des teAM Deutschland. Ganz konkret haben wir dort bisher ein einziges Posting löschen müssen.

politik-digital.de: Welchen Grund gibt es ihrer Meinung nach, dass sich jemand ausgerechnet bei teAM Deutschland anmeldet und nicht über studiVZ, facebook oder XING geht – etablierte Netzwerke in denen die meisten User bereits aktiv sind?

Im teAM Deutschland melden sich Frau und Mann an, um Angela Merkel und die CDU im Wahlkampf zu unterstützen. Die Community des teAMs ist nicht als Ersatz für facebook oder studiVZ gedacht. Im Gegenteil: Auch in diesen und einigen weiteren Communitys ist das teAM Deutschland mit eigenen Gruppen und pages präsent. Wir möchten jedem Internet-Nutzer die Möglichkeit geben, sich dort über das teAM zu informieren und mitzuwirken, wo er seine virtuelle Heimat hat. Es ist gerade nicht zwingend erforderlich, einen eigenen Account auf www.team2009.de anzulegen.

politik-digital.de: Information, Kommunikation, Partizipation: Ordnen Sie bitte diese drei begriffe in den Kontext ihres Network ein.

Alle drei genannten Elemente sind auch Bestandteil einer sinnvoll aufgebauten Partei-Community. Allerdings wissen wir mittlerweile aus mehreren Befragungen, dass den Mitgliedern die Information über politische Entscheidungen und Entscheidungsprozesse deutlich wichtiger ist, als die Partizipation. Der Wunsch nach Kommunikation mit den Verantwortlichen rangiert nach wie vor im Mittelfeld.

Das teAM Deutschland als dezidierte Wahlkampf-Community fällt hier allerdings etwas aus dem Rahmen. Hier steht die Teilnahme an der Kampagne naturgemäß an erster Stelle.

politik-digital.de: Welche Rolle spielen die Spitzenkandidaten und deren Team im Network – engagieren die sich selbst?

Sicherlich. Sobald der Wahlkampf begonnen hat.

politik-digital.de: Wofür nutzen Sie selbst das parteieigene Netzwerk und wie häufig posten sie Beiträge?

Ich selbst habe eine Gruppe gegründet („Westfalen für Merkel“) und beteilige mich sporadisch an den Diskussionen im Forum. Derzeit befindet sich das teAM Deutschland aber noch im Aufbau. Der Charakter der Community und auch meine persönliche Aktivität werden sich noch deutlich verändern, wenn der Wahlkampf losgeht.

politik-digital.de: Ihre Vision für Ihr Social Network im Wahlkampf 2009:

Hier passt der Satz von Helmut Schmidt: „Wer Visionen hat, sollte lieber gleich zum Arzt gehen.“
Das Netzwerk des teAM Deutschland ist dann erfolgreich, wenn hier viele gute Ideen für viele Aktionen geboren werden, die am 27. September 2009 (und den diversen Wahlen im Vorfeld), viele, viele überzeugte Menschen CDU und CSU wählen lassen.

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