Gefühlsduselei statt Angriffsstimmung: Ein Blick auf die TV-Wahlspots der Parteien zur Bundestagswahl entpuppt diese vor allem als Feel-Good-Movies – auf Attacken in Richtung des politischen Gegners wird verzichtet. Für den Inhalt der folgenden Wahlwerbespots sind allein die Parteien verantwortlich.

Union zeigt Gefühle

Die Union führt die Strategie ihres Europawahlkampfs fort und setzt auf „Wir-Gefühl“ und Gemeinschaft. So inszeniert der erste CDU-Spot („Erfahrung“) einen Zeitzeugenbericht aus der Ich-Perspektive einer betagten Frau. Der emotionale Spot in Super-8-Optik bewegt sich abseits konventioneller Wahlwerbefilme, zumal die Macher gänzlich auf programmatische Punkte verzichten. Der zweite Film ist dagegen klar auf Bundeskanzlerin Angela Merkel zugeschnitten und bleibt in der Gegenwart. Beide CDU-Spots eint die Botschaft eines nationalen Teamgeists – verdichtet im Slogan „WIR haben die Kraft“.

Sozialdemokratische Überzeugungstat

Der bisher einzige SPD-Spot („Unser Land kann mehr“) bewirbt den Deutschland-Plan des Merkel-Herausforderer Frank-Walter Steinmeier. Der Wähler sieht einen Wahlwerbespot, der ihn inhaltlich unbedingt überzeugen will, formal dabei jedoch – im Gegensatz zum Europawahlkampf – jedes Risiko scheut und auf konventionelle Bilder aus der Konserve setzt. Auf Nummer sicher gehen die Macher auch inhaltlich und unterfüttern ihr Werk mit medialen Lobpreisungen der SPD-Pläne. Auf dieser Basis nennt Kanzlerkandidat Steinmeier persönlich seine programmatischen Kernpunkte.

Guido will es besser machen

Der liberale Wahlwerbespot traut Deutschland eine Menge zu. Symbolhafte Bilder in Werbeästhetik werden mit „Deutschland kann…“-Slogans verknüpft, ohne jedoch konkret parteipolitische Themen zu kommunizieren. Der heitere Bilderreigen wird durch FDP-Spitzenkandidat Guido Westerwelle geschlossen, der in drei Sätzen die Worte Leistung, Steuern und Bildung unterbringt und an die Stärke der Gemeinschaft appelliert.

Grün hinter den Ohren

Der TV-Spot der Grünen inszeniert eine Graswurzel-Partei zum Mitmachen. Formal punktet der Film mit authentisch wirkenden, aber dennoch ästhetisch hochwertigen Bildern abseits austauschbarer Symbolik, bei denen fast ausschließlich junge Protagonisten die verschiedenen Parteithemen kommunizieren. Geschickt werden die grünen Spitzenpolitiker Renate Künast und Jürgen Trittin so unter die Unterstützermasse geschnitten, dass sie unter dem Jungvolk kaum auffallen.

Ein Fall für zwei (Linke)

Graue Fassaden der Frankfurter Bankenhochhäuser, dazu ein anklagender Parteichef Oskar Lafontaine. Der Einstieg in den Wahlwerbespot der Linken ist düster. Dann inszeniert sich die Linkspartei als Anwalt für Belange der Bürger, und lässt diese mit eingängigen Forderungen zu Wort kommen. Wie schon im Europawahlspot generieren die Macher über Mitschnitte flammender Parteitagsreden ihres Führungsduos Lafontaine / Gysi Emotionalität.

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