Mit dem Start von data.gov.uk ist vergangene Woche die weltweit umfangreichste Datenbank mit öffentlichen Regierungsdaten online gegangen. Großbritannien macht damit fast 3000 Datensätze aus verschiedenen Bereichen der Verwaltung frei zugänglich — und folgt dabei dem Rat des Internet-Erfinders Tim Berners-Lee.

Als der britische Premier Gordon Brown den WWW-Begründer Tim Berners-Lee fragte, wie England am besten mit dem Internet umgehen solle, antwortete dieser: „Stellen sie einfach alle Regierungsdaten rein.“ Sehr zum Erstaunen von Berners-Lee antwortete Brown: „OK, machen wir.“, so der Guardian über ein Gespräch mit weitreichenden Folgen. Ab sofort kann man unter data.gov.uk rund 2900 Dokumente per Volltext- oder Schlagwortsuche durchstöbern. Von der Veröffentlichung versprechen sich die Verantwortlichen mehr Transparenz und Informationsmöglichkeiten für Bürger und Unternehmen.

Großbritannien vs. USA

Die englische Version sticht dabei das US-amerikanische Pendant data.gov aus. Dieses umfasst nach einem halben Jahr Laufzeit nur knapp 1000 Datensätze, ein Großteil davon könnte man als politisch harmlos einstufen. Ein Beispiel aus dem traditionell kritischen Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik: Gelangt man auf der Suche nach brisanten Studien auf data.gov vor allem an Verweise zu Podcasts der US-Army, so finden sich auf data.gov.uk unter dem Schlagwort „military“ sofort Berichte wie z.B. „Deaths in the UK Regular Armed Forces“, oder ein Report über die Entwicklung der Suizid-Quote in den britischen Streitkräften von 1984 bis 2008. Über  die Verschlagwortung geht es weiter zum vierteljährlichen „Psychiatric Morbidity Report“, der am 14.1.2010 veröffentlicht wurde.

Außerdem können Nutzer ihre eigenen Anwendungen und „Mash-Ups“ erstellen. Unter „Most recent Apps“ finden sich bereits fertige und bewertbare Nutzerprojekte, wie zum Beispiel eine Karte Nord-Irlands, kombiniert mit der aktuellen Verbrechensstatistik für die jeweilige Gegend. Ein Forum zum Austausch ist ebenfalls mit dabei.

Wettbewerb um offene Daten

Tim Berners-Lee glaubt mit dem Projekt einen Stein ins Rollen gebracht zu haben und sagte auf der Pressekonferenz zum Start vom data.gov.uk: „Als das Netz startete, wollte zunächst keine Buchhandlung ihre Kataloge öffentlich machen, sondern nur die eigene Adresse. Als dann ein Laden begann, zogen alle anderen nach. Zuerst ohne die Preise, bis einer auch damit anfing. Noch wollte niemand seine Lagerbestände offen legen, bis das auch jemand getan hat. Es gibt also einen Wettbewerb um die Offenlegung von Daten, sobald sich die Leute einmal daran gewöhnt haben.“

Der Guardian setzt sich dabei besonders für offene Daten auf der Insel ein und hat parallel eine Seite gestartet, auf der die öffentlichen Regierungsdaten aus der ganzen Welt durchsucht werden können. Neben den Daten aus den USA und Großbritannien, kann man dort bisher auf Dokumente aus Neuseeland und Australien zugreifen.

Data.gov.de?

Nach Angaben des Guardian läuft der Ein-Jahres Vertrag zwischen Berners-Lee und der britischen Regierung noch bis Juni 2010. Danach soll es mit der Veröffentlichung der Daten auf lokaler Ebene weitergehen, was bei der Vielzahl von Behörden, Zuständigkeiten und unterschiedlichen Kompetenzen eine weitaus größere Herausforderung sei.

Das deutsche „Open Data Network“ bezeichnete den Start von data.gov.uk als „großen Tag für die Opendata Bewegung“. Für ein künftiges data.gov.de benötige es neben einer kleinen Software-Anpassung „eigentlich nur noch den politischen Willen.“