2. Was ist Deine Motivation zu bloggen?

Über den Artikel ‘
Deutschlands einziges Zensur-Blog‘ gab es in einem Weblog eine Diskussion. Hier kann man nun das ursprüngliche eMail-Interview lesen.


1. Seit wann bloggst Du?

“Ich bin recht spät aktiv geworden. Um genau zu sein ging es erst im Juli 2005 los, zu einer Zeit, in dem sich bloggen bereits zur Alltagskultur im Netz entwickelt hat. Mir kam es darauf an, einen Blog zu veröffentlichen, der Aussicht auf Erfolg hatte. Der Themen aufgreifen sollte, die interssant, unterhaltsam und gleichzeitig brisant genug sind, ein breites Publikum über einen langen Zeitraum zu fesseln. Die Entwicklung eines eigenen Blogs beanspruchte daher etwas mehr Zeit. Mittlerweile gehört der Zensurblog in hochfrequentierten Zugriffszeiten zu den 30 meistgelesenen Blogs Deutschlands. Es freut mich besonders und bestätigt meine Arbeit, dass schon frühzeitig diverse Blogger auf meine Seite verlinkt haben bzw. aus dem Zensurblog zitieren, obwohl keine Werbekooperation oder dergleichen bestehen.”

2. Was ist Deine Motivation zu bloggen?

“Die Tatsache, dass wir in Deutschland immer noch mit zensorischen

Eingriffen, übereifrigen Behörden und juritischen Fragwürdigkeiten zu

kämpfen haben, wenn es um die allgemeine oder die persönliche

Meinungsfreiheit geht, weckt in mir das Bedürfnis, darüber zu berichten. Seriös und unterhaltsam, informativ und frei von Parteiergreifung. Ich möchte eine unabhängige Plattform schaffen, auf der es möglich ist, undemokratische Vorgänge in einer Demokratie zu dokumentieren und zu kommentieren.”

3. Wie bist Du darauf gestoßen?

“Ich hörte von Blogs erstmalig vor 5 Jahren als eine Art journalistischer

Subkultur. Der erste Blog, den ich besuchte war dotcomtod.com, der 2001 eine zentrale Rolle bei der Abwicklung der New Economy spielte. Dort berichten Mitarbeiter unterschiedlicher Internetfirmen über den bevorstehenden Bankrott ihrer Unternehmen. Mir selbst fehlte damals eine zündende Idee, in der Welt der Blogger mit einem eigenen Angebot eine Rolle zu spielen. Mitte letzten Jahres hatte ich dann den entscheidenden Einfall: durch meine Initiative, ein Museum zur Kulturgeschichte der Zensur in Deutschland zu etablieren, erkannte ich den großen Bedarf, eine informative Nachrichtenquelle ins Netz zu stellen, die sich mit dem brisanten Thema “Zensur in Deutschland” beschäftigte. Der Zensurblog ging online und ist mittlerweile die bevorzugte Quelle zu diesem Thema.”

4. Was fasziniert Dich am Bloggen?

“Der Netzwerkgedanke und die Demokratisierung journalistischer Tatkraft. Jeder kann über alles berichten, was ihm wichtig erscheint. Der Blog-Leser wiederum kann aus einem großen Angebot für ihn interssante Inhalte herausziehen. Er kann über den Tagesablauf einer Hausfrau genau so viel erfahren, wie über die Probleme, die den Bund der skeptischen Parapsychologen täglich bewegen. Natürlich ist vieles laienhaft geschrieben. Macht aber nichts, denn genau das ist der Nährboden für neue Denkansätze. Der etablierte Journalist mit seinem elitären Meinungsbildneranspruch bekommt Konkurrenz durch den gemeinen Bürger. Irgendwann schreibt sich das Volk seine eigene Zeitung. Blogs könnten eine Art Vorläufer sein.

5. Welche anderen Blogs magst Du?

“Ich spüre fast täglich neuen Blogs zu immer neuen Themen auf. Die Vielfalt ist grenzenlos. Bevorzugt lese ich connectedmarketing.de, ein Blog zum Thema Mundpropaganda, spreeblick.de, medienrauschen.de und natürlich den Star am Blogger-Himmel: bildblog.de. Es ist der meistgelesene Blog in Deutschland. Die Bild-Zeitung zieht selbst in der Bloggersphäre Leser magisch an. Nur das diese sich dann kritisch über die Fehlgriffe des Blattes auslassen.”

6. Kennst Du andere BloggerInnen aus Göttingen?

“Ich persönlich kenne keine Blogger aus Göttingen, ich gehe aber davon aus, dass die Region schon einige hervorgebracht hat. Vielleicht sollte ich mal “Blog” und “Göttingen” in einer Suchmaschine eingeben. Wäre gespannt, was dabei herauskommen würde.”

7. Siehst Du in Weblogs auch eine Revolution oder Demokratisierung der Medienwelt?

“Wenn es sich um eine Revolution handelt, dann geht sie

eher sanft und etappenweise voran. Einen Umsturz, wie ich ihn bei

revolutionären Situationen erwarte, sehe ich im Moment nicht. Der

herkömmliche Medienjournalismus wird sich weiter halten. Was bisher erreicht wurde ist eine neue Spielart, mit Wissen und Informationen umzugehen. Eine Demokratisierung hat sicher stattgefunden, denn jeder da draußen hat durch Blogs die Möglichkeit, sich auf einfache Art weltweit mitzuteilen. Ich muß nicht mehr in einer Redaktion sitzen, um mit meiner Meinung Dinge zu bewegen. Firmen mußten ihre Strategien ändern, Politiker ihre Äußerungen zurückziehen nur weil irgend ein Blogger ihnen mal genauer auf die Finger geschaut hat und darüber berichtet hat. Der Einzelne hat an Bedeutung gewonnen. Sicher nicht jeder aber es werden täglich

mehr.”

Hier noch weitere Fakten:

zensurblog.de

  • Deutschlands einziges Webtagebuch zum Thema Zensur
  • Phasenweise in den Top 30 der meistgelesenen Weblogs Deutschlands
  • Erstveröffentlichungsjahr 2005
  • Bestandteil der Initiative “Deutsches Zensurmuseum” einer kulturhistorischen Einrichtung zur Geschichte der Zensur in Deutschland
  • Vorgeschlagen für den “Best of the Blogs Award 2005”
  • geplante Teilnahme am “Grimme Preis 2006”