Eine US-Studie untersucht politisch engagierte Internetnutzer und kommt zum Ergebnis, dass diese viel Einfluss auf andere haben. Wer sie erreichen will, muss daher das Internet nutzen.

Eine US-Studie untersucht politisch engagierte Internetnutzer und kommt zum Ergebnis, dass diese viel Einfluss auf andere haben. Wer sie erreichen will, muss daher das Internet nutzen.

Nach Aussagen des Anfang Februar 2004 veröffentlichten
Berichts (.pdf) „Political Influentials Online in the 2004 Presidential Campaign” bestimme eine neue Online-Gemeinschaft die Präsidentschaftswahlen in den USA, die schon vor den ersten Vorwahlen eine entscheidende Rolle gespielt habe und langfristig einen Wechsel der amerikanischen Politik verursachen könnte. Herausgegeben vom
Institute for Politics, Democracy & The Internet in Washington (USA), ging die Studie der Frage nach, wie die Gruppe der politisch-motivierten Internetnutzer beschrieben werden kann.

OPCs

Die Autoren der Studie, die in Zusammenarbeit mit
Nielson//NetRatings und
RoperASW durchgeführt wurde, bezeichnen diesen Teil der Internetnutzer als „Online Political Citizens (OPCs)“, die sich durch ein starkes politisches Engagement auszeichnen und sich als Meinungsführer qualifizieren würden. Die Wahrscheinlichkeit, dass OPCs als Meinungsführer in ihren Familien, unter Freunden und Kollegen fungieren, sei sieben mal höher als in der allgemeinen Bevölkerung. Des Weiteren würden OPCs mit größter Wahrscheinlichkeit dazu tendieren, Kandidaten finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen. So hätten 46 Prozent der in der Studie befragten OPCs bereits einen Kandidaten im US-Präsidentenwahlkampf finanziell unterstützt, im Gegensatz zu 10 Prozent der allgemeinen Bevölkerung.

Einfluss-Reich-Sein

Laut Studie sind 69 Prozent der befragten OPCs als „Influentials“ nach dem
Konzept von Keller und Berry von RoperASW zu bezeichnen. In Weiterführung der Meinungsführer-Forschung habe RoperASW durch 30-jährige Forschung nachweisen können, dass einer von zehn Amerikanern den anderen neun sagt, wen sie wählen, was sie kaufen und was sie essen sollen. Zur Identifizierung dieser „Influentials“ wird ein Fragenkomplex aus 11 Fragen genutzt, aus welchem je nach Erhebungsmethode 3 oder 4 positiv bewertet werden müssen. „Influentials“ werden somit über den Grad ihrer Involviertheit definiert.

So konnte unter anderem festgestellt werden, dass 68 Prozent der OPCs (im Gegensatz zu 14 Prozent in der allgemeinen Bevölkerung) einen politischen Kandidaten auf lokaler, regionaler oder nationaler Ebene angeschrieben oder angerufen haben und sich 48 Prozent an einer politischen Demonstration beteiligt, eine Rede gehört oder einen Protest organisiert haben (6 Prozent Allgemein). OPCs würden sich nach diesen Indikatoren durch eine starke Bindung in ihre Gemeinschaft auszeichnen, in lokalen Institutionen aktiv sein und feste Meinungen haben.

Fehlende Emanzipation im Netz

In Bezug auf demographische Eigenschaften wurde festgestellt, dass OPCs überproportional oft männlich, jünger, höher gebildet und wohlhabender als die allgemeine Bevölkerung seien. Des Weiteren qualifizierten sich mehr Anhänger der Demokratischen Partei (49 Prozent) als Online Political Citizens als Anhänger der Republikanischen Partei (29 Prozent). Die Autoren vermuten hier jedoch einen stärkeren Zusammenhang mit den Präsidentschaftsvorwahlen, in denen ein Demokratischer Kandidat gesucht wurde, wogegen US-Präsident Georg W. Bush als Republikanischer Kandidat bereits feststehe.

In Anbetracht der Ergebnisse der Studie steht für die Autoren fest, „dass politische Parteien, Kandidaten und politisch engagierte Gruppen, die die Menschen erreichen wollen, die alle anderen beeinflussen können, sich dem Internet zuwenden müssen.“