Thema auch in der Mittagspause unter den Kongress-Teilnehmern: Der Vortrag des AOL-Europa-Chefs Dana Dunne. Unverständnis, wie ein solches Product Placement in einem solchen Rahmen zugelassen werden konnte – immerhin durfte er nach einem Staatsminister und einem Ministerpräsidenten als Dritter vor dem Plenum reden. Vorgetragen mit dem Morgenstern, nicht mit dem Florett. Einer sprach sogar von “Skandal”. Ich würde eher sagen: Gutes Placement durch eine Public Affairs Agentur im Hintergrund, aber nichts draus gemacht. Dürfte eher nach hinten losgegangen sein, vor diesem Publikum.


Jetzt: Teil zwei des Workshop 2: “Vertrauenswürdige Anbieter. Wer bietet verlässliche und vielfältige Informationen in der digitalen Welt und wie finden Nutzer den Zugang zu diesen Informationen?” Zunächst: Jörg Sadrozinski, Leiter tagesschau.de. Eine Bewertung spar ich mir, denn ich bin befangen. Sadrozinski freut sich über das neue EU-Urteil: Demnach kann der öffentlich-rechtliche Internetfunk in Deutschland in Zukunft mit etwas mehr Freiheiten rechnen – bisher musste das Online-Angebot immer peinlich genau darauf achten, dass es “programmbegleitend” ist. Das schränkte die Möglichkeiten, mal was neues auszuprobieren, stark ein. Dies könnte nun anders werden.
Dann zeigt Sadrozinski auf, wie spiegel-online oder sueddeutsche.de mit Boulevardinhalten Quote machen, Product Placement betreiben oder die Grenzen zur Werbung verwischen – und damit eine indirekte Daseinsberechtigung für öffentlich-rechtliche Angebote liefern. Beispiele: Klick-Foto-Strecken mit 100 Bildern "die besten Biere Deutschlands", Paris-Hilton News oder die LVZ-online-Website, die mit einer "Plus"-Werbung "aufmacht". Beispiele auch von T-Online: Z.B. das redaktionelle "Special" zum Thema Gesundheit, präsentiert von einer Krankenkasse.
Dann kündigt er an, im Herbst mit einer Video- und Audio-Downloadplattform anzubieten – Arbeitstitel "Wunschprogram zum Mitnehmen". Mit 0,75 Prozent der GEZ-Gebühren – mehr darf das Online-Angebot der ARD derzeit nicht kosten – aber wäre es zukünftig nicht mehr getan: Er fordert eine Umschichtung aus den Radio- und Fernsehbereichen hin zu Online. Bei diesen internen Kämpfen würde ich ja gerne ein Podcast-Mikrofon reinhalten …

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