Eine im November erschienene Studie belegt: Deutsche Schüler landen weltweit mit ihren Computerkenntnissen auf den mittleren Plätzen. Und das liegt nicht an der fehlenden Motivation der Kinder und Jugendlichen. Was hingegen zu wünschen übrig lässt, ist die Umsetzung von Medienbildung an den Schulen: Sie spielt eine unterschiedlich große Rolle in den 16 Bundesländern, wie eine weitere Untersuchung zeigt.

In der erstmals veröffentlichten „International Computer and Information Literacy Study“ (ICLIS) landen deutsche Schüler im internationalen Vergleich auf Platz 10 von 20. Angeführt wird die Liste von Tschechien und Kanada, wo Schüler sehr viel bessere Computerkenntnisse haben. Bemängelt wird in der Untersuchung unter anderem die schlechte technische Ausstattung an deutschen Schulen.
Diese Ergebnisse bestätigt die ebenfalls im November veröffentlichte Studie der Initiative D21 zu Medienbildung in deutschen Schulen. Sie zeigt, dass teilweise zwar projektbezogen zu Medienkompetenz-Themen in den Schulen gearbeitet wird. In den meisten Bundesländern ist Medienbildung jedoch überhaupt nicht strukturell verankert. Insgesamt sind die auch 25 Jahre nach der Wende noch sogenannten neuen Bundesländer fortschrittlicher in der Einbindung neuer Technologien in den Unterricht. Unsere interaktive Grafik visualisiert die Ergebnisse der D21-Studie und gibt einen Überblick über den Stand der Medienbildung in den 16 Bundesländern. Bitte fahren Sie mit der Maus über die jeweiligen Punkte auf der Karte.
Die Autoren der Studie haben die Medienbildung in einzelnen Bundesländern nach drei Faktoren bewertet. Wichtig ist zum einen die strukturelle Verankerung im schulischen  Bildungsauftrag und in der Bildungspolitik. Des Weiteren muss die erforderliche Infrastruktur vorhanden sein. Schließlich nützen die besten Konzepte nichts ohne eine Umgebung, in die sie implementiert werden können. Als dritten maßgeblichen Faktor untersuchten die Autoren die Lehrerausbildung. Die Studie ordnet die verschiedenen Medienbildungsstrategien der Länder in die Kategorien „verbindliche Medienintegration“, „projektorientierte Medienintegration“ und „geringe strukturelle Verankerung“ ein. Diese Einteilung schafft eine gute generelle Übersicht. Dennoch verlaufen die Linien oft nicht so klar.

Fazit:
Wie in allen Bildungsfragen hat auch beim Thema Medienkompetenzförderung jedes Land ein anderes Konzept  für seine Schüler. Dabei ist fraglich, welcher Weg erfolgreicher ist: die verpflichtende Integration von Medienbildungsinhalten in die Lehrpläne oder projektorientiertes Arbeiten zur Medienbildung. So oder so: Stets kommt es darauf an, wie die Kompetenzvermittlung stattfindet. Die Multiplikatorenausbildung, also die Ausbildung von Erziehern und Lehrern, scheint eine besonders zielführende Maßnahme, da die Kompetenz des Lehrpersonals zwingende Voraussetzung für eine gute Vermittlung ist. Doch auch die Verbindlichkeit von Lerninhalten im Bereich Medienbildung ist ein wichtiger Faktor: Damit wird sichergestellt, dass alle Schüler eines Landes die gleichen Chancen haben und nicht das Engagement einzelner Lehrer darüber bestimmt. Um Medienbildung ernsthaft betreiben zu können, muss aber auch eine ausreichende Infrastruktur vorhanden sein. Im besten Falle sind alle drei Faktoren erfüllt und werden auch entsprechend engagiert umgesetzt. Davon kann momentan noch nicht die Rede sein. Schulen, Länder und Landesmedienanstalten sind nun gefragt, weiterführende Konzepte und Infrastrukturmaßnahmen voranzutreiben.
[1] Stuttgarter Zeitung
[2] Rainald Grebe: Brandenburg
[3] Internationaler Vergleich: Schüler pro Computer
Bild: r.nial bradshaw
Deutschlandkarte: wikimedia
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