BauermitHandy-Ken Banks, Kiwanja.net-CC-BY-SA 2.0-via flickr

Neue Technologien steigern den Anbau von Nahrungsmitteln in afrikanischen Ländern. Eine immer größere Rolle neben Apps spielt hierbei das Internet der Dinge.

Bis 2050 sollen laut Berechnungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen 9,1 Milliarden Menschen auf der Erde leben, allein für die Regionen der Subsahara wird ein Bevölkerungswachstum von 108% vorausgesagt. Diese Menschen gilt es dann auch zu ernähren, dabei können Technologien unterstützend wirken. Hierzu gibt es drei große Trends in Entwicklungsländern. Erstens: Wissen vermitteln, um den Anbau effizienter zu machen. Zweitens: Durch Crowdfunding Projekte die Finanzierung sichern. Und Drittens: Versicherungen, um Erträge zu sichern. Alle drei Trends basieren darauf, dass auch stark rurale Gebiete immer mehr Mobilfunknetze haben. Bis 2020 soll bereits knapp die Hälfte der Bevölkerung der Subsahara eine Mobilfunkverbindung haben.

Trend #1: Wissen ist Macht

Das einfachste Mittel zur Kommunikation in entlegenen Gegenden ist das Handy. Über das Handy bekommen die Bauern Informationen, wie zum Beispiel den aktuellen Marktpreis ihres Gutes. Oft sind die Bauern nicht in der Lage, selbst auf Märkten ihre Waren anzubieten, sondern verkaufen sie an einen Händler, der sie am Markt weiterverkauft. Dabei waren die Bauern lange auf die Ehrlichkeit und das Wissen der Händler angewiesen und konnten selbst nicht kontrollieren, für wie viel Geld ihr Produkt weiterverkauft wurde. Dank der Informationen über den Marktpreis können die Bauern in faire Verhandlungen treten. Unternehmen wie Esoko haben derzeit schon mehr als 350.000 Kunden in zehn Ländern und senden diesen nicht nur Informationen zum Marktpreis, sondern ermöglichen auch Planung durch Wettermeldungen. Die Meldungen kommen dabei ganz einfach per SMS. Aber auch ganz praktische Tools wie Tipps zum Anbau werden angeboten. Das Problem der hohen Analphabetenrate umgehen die Anbieter ganz pragmatisch: Die Tipps werden einfach per Sprachnachricht verschickt. In Indien ist man schon einen ganzen Schritt weiter, neben den Informationen zum Anbau bietet Nano Ganesh die Möglichkeit, Bewässerungsanlagen über Handy zu steuern.

Trend #2: Sharing is caring – die Kuh gehört vielen

Nicht nur Tipps zum Anbau finden ihren Weg zu den Bauern. Mit der App iCow können kenianische Bauern Daten zu ihren Herden eingeben und bekommen dafür personalisierte Informationen und Erinnerungen zum Melken und Impfen. Andere Anbieter gehen noch weiter: Farmable zum Beispiel bietet seinen Nutzern die Möglichkeit, kleine Summen in eine Kuh zu investieren. Nach der Schlachtung der Kuh wird das Fleisch verkauft und die Investoren bekommen ihre Dividende. Diese Art des Crowdfundings ermöglicht Bauern die Anschaffung von Tieren, die sie sich sonst womöglich nicht leisten könnten. Um Diebstahl vorzubeugen, wird den Tieren ein RFID-Chip eingepflanzt. Dieser Chip ermöglicht es Bauern ihre Herden online zu verfolgen, so können auch verirrte Tiere wiedergefunden werden.

Trend #3: Versicherungen stellen Lebensunterhalt sicher

„Weil wir das Wetter nicht kontrollieren können“- damit wirbt die wohl bekannteste Versicherungsgesellschaft für Kleinbauern in Afrika, Kilimo Salama. Kilimo Salama, zu deutsch „Sichere Landwirtschaft“, versichert Bauern, deren Erträge für große Versicherungsgesellschaften nicht interessant sind. Abgesehen vom Vertragsabschluss läuft alles online ab. Die Bauern zahlen 10% ihres Aufwandes für Samen an Kilimo Salama als Versicherungsprämie und werden mit einer Wetterstation ausgestattet. Die Wetterstationen senden regelmäßig Daten an die Versicherung, die so schnell mitbekommt, wenn Dürren oder zu starker Regen die Ernte bedrohen. In diesem Falle werden automatisch Entschädigungen an die Bauern gezahlt. Auch das geschieht online, über ein mobiles Zahlungssystem. Für die Bauern ist damit der Lebensunterhalt gesichert, ohne dass in einem langwierigen Prozess zunächst ein Gutachter zu der Farm reisen muss.

Immer mehr Kleinbauern in Afrika versichern so ihre Ernte. Das Projekt, das es seit 2009 gibt, zählt derzeit mehr als 800.000 Kunden. Neben den afrikanischen Staaten Kenia, Ruanda, Tansania, Botswana und Zimbabwe soll die Versicherung auch bald im asiatischen Raum angeboten werden.

Internet der Dinge – Chance für Entwicklungsländer

Viele dieser Technologien, wie zum Beispiel die automatischen Erinnerungen an Impfungen und die Wetterdatenübertragung, basieren auf dem Internet der Dinge (IoT). Darunter versteht man in erster Linie alle Geräte, die als „intelligent“ bezeichnet werden, also mit anderen Geräten kommunizieren können. Bekannt sind hierzulande vor allem Anwendungsfelder wie die Industrie 4.0 oder selbstfahrende Autos. In Entwicklungsländern werden große Hoffnungen in das Internet der Dinge gesetzt und für viele akute Probleme enstehen durch das IoT neue Lösungsmöglichkeiten: So gibt es neben den Unterstützungen für Bauern Projekte, die die Kühlkette von Impfstoffen überwachen. Die oft sehr hitzeempfindlichen Stoffe werden in Kühlbehältern gelagert, die bei Überschreiten einer bestimmten Temperatur Alarm schlagen. Auch in der Katastrophenhilfe hat sich das Internet der Dinge bereits bewährt, durch Sensoren, die seismografische Veränderungen aufzeichnen, können Frühwarnsysteme Betroffene per Push-Benachrichtigung warnen. Nach Katastrophen können durch Ortungssysteme Opfer leichter gefunden und Hilfe organisiert werden.

 

Bild: Ken Banks, kiwanja.net, CC BY SA 2.0

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