Sven Koschik, 33, ist Initiator der digitalen Bahnmitfahrzentrale www.kartenfuchs.de.
Eine Klage der Deutschen Bahn AG gegen den Kartenfuchs ist vor kurzem vom Frankfurter
Landgericht abgewiesen worden.

 

Sven Koschik

Sven Koschik


politik-digital:
Wie sind Sie auf die Idee gekommen,
www.kartenfuchs.de einzurichten?

Sven Koschik: Ich fahre oft nach Nordfriesland und entdeckte dabei unter den Mitreisenden
häufig dieselben Gesichter. Warum sich nicht mit Ihnen zusammentun – warum
nicht Bahnreisende grundsätzlich zusammenführen? So spart man als
Bahnreisender Kosten, der Bahn werden neue Kunden zugeführt und die Umwelt
wird entlastet, weil Autofahrer auf die Bahn umsteigen.
Nach einer DIMAP-Umfrage ist für 42% der Deutschen der zu hohe Fahrpreis der
Bahn abschreckend.


politik-digital:

Wieviele Reisegruppen haben sich schon beim Kartenfuchs gefunden?

Sven Koschik: Es sind derzeit an die 1500 Reisegruppen angemeldet.


politik-digital:
Gibt es schon eine Reaktion des Umwelt- oder des Verkehrsministers auf
Ihren öffentlichen Brief oder sonstige politische Stellungnahmen?

Sven Koschik: Der Umweltminister hat nicht reagiert; das Verkehrsmisnisterium hat auf die
Eigenverantwortlichkeit der DB verwiesen, wollte aber wegen der genaueren
Gründe noch einmal dort nachfragen. Ansonsten gibt es keine politische
Stellungnahme.


politik-digital:
Nachdem nun die Klage der DB AG abgewiesen wurde, hat
der Kartenfuchs wieder freie Bahn: Wie sehen ihre Vorstellungen aus?
Soll www.kartenfuchs.de auch kommerziell genutzt werden?

Sven Koschik: Vorweg: Der Kartenfuchs ist und bleibt für immer für die Anwender kostenfrei.
Wir werden den Kartenfuchs -auch auf vielfachen Wunsch der User- zur
Mitfahrer-und Ticketbörse erweitern. Das heisst es werden neben der Bahn auch die
anderen Mobilitätsarten Ihren Platz finden. Desweiteren richten wir eine
Ticketbörse (An-Verkauf, Tausch usw.) ein.
Natürlich freuen wir uns, wenn wir Kooperationspartner für den Kartenfuchs
gewinnen können-wir sind da völlig offen. Die Bahn ziert sich leider….


politik-digital:
Wird die DB AG weitere rechtliche Schritte gegen den Kartenfuchs
unternehmen?

Sven Koschik: Wir wollen es für die DB nicht hoffen. Das Urteil der Kammer war eindeutig.
Aber natürlich: Nichts ist unmöglich! Denn, die Bahn kommt ;-)!


politik-digital:
Haben Sie ein Geheimrezept gegen das Missmanagement der Deutschen
Bahn AG ;-)? Und wie sieht es aus?

Sven Koschik: Das überläßt der Kartenfuchs lieber den beauftragten
Unternehmensberatungsfirmen. Es bietet sich natürlich an, Neuerungen nicht
immer als Gefahr sondern vielleicht auch mal als Chance zu sehen. Wir
wünschen uns eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der Old economy und new
economy. Im Falle des Kartenfuchses hätte die Bahn die Gruppentarife
durchforsten können. Zum Beispiel könnte man sie einfacher strukturieren und -soweit
notwendig- zeitlich auf die Zeiten vor und nach Rush-Hour beziehen. Aber
solange die Bahn -wie vor Gericht in Frankfurt- sinngemäß erklärt, sie hätte
Bedenken vor zu viel Bahnreisenden in den Reisezentren, die eine Fahrkarte
kaufen wollen, werden diese Ansätze wohl frommes Wunschdenken bleiben.


politik-digital:
Vielen Dank für das Gespräch.