Für den Bundestagswahlkampf im hart umkämpften Berliner Wahlkreis 84 (Friedrichshain – Kreuzberg) rüstet sich der SPD-Kandidat Björn Böhning mit Twitter, Facebook & Co. für die Schlacht um Wählerstimmen. Und holt sich mit dem Web-Berater Sascha Lobo prominenten Beistand gegen den Amtsinhaber und bekennenden Offliner Hans-Christian Ströbele ins Boot. politik-digital.de sprach mit Böhning über seine digitale Wahlkampfstrategie.

Björn Böhning, Ex-Juso-Chef und Vorsitzender des Forums Demokratische Linke 21 hat sich viel vorgenommen für den Wahlkampf zur Bundestagswahl 2009. Im Berliner Wahlkreis 84 (Friedrichshain, Kreuzberg und Prenzlauer Berg Ost) will er dem grünen Urgestein Hans-Christian Ströbele das Direktmandat streitig machen. Und als junger Wilder setzt er stark auf die Hilfe der digitalen Netzwerke.

Björn Böhning„Wir wollen Offenheit und Dialog im Wahlkampf und auch darüber hinaus fördern“, erklärt Böhning seine Strategie. Und dabei bedient er sich der ganzen Palette der Web-2.0-Community. Böhning bloggt, verschickt Kurzmitteilungen über Twitter, lädt Video-Statements bei Youtube hoch und unterstützt eine Flickr Foto-Kampagne gegen Bahn-Chef Mehdorn.

Echter Wahlkampf findet auf der Straße statt

Wenn es nur um den E-Wahlkampf gehen würde, hätte Böhning das Direktmandat schon sicher in der Tasche. „Ströbele ist ein Offline-Kandidat“, beurteilt der Ex-Juso-Chef seinen größten Konkurrenten. Aber dafür hat der Grünen-Politker einen guten Draht zu seinem Wahlkreis. „Und der reale Wahlkampf findet auf der Straße statt“, gibt Böhning zu. „Das Internet kann das Gespräch mit dem Wähler nur unterstützen, nicht ersetzen.“

Auf seine Mutterpartei, die SPD, kann Böhning bei seiner eCampaign nur bedingt zählen. „Ich habe mich ganz bewusst für einen eigenständigen Wahlkampf entschieden“, erklärt er seine Aktivitäten in den digitalen Netzwerken. Und das hat auch einen Grund: In Böhnings Augen ist die SPD in vielen Bereichen des eCampaigning noch nicht weit genug entwickelt, besonders im Umgang mit den jungen Onlinern. „Die junge Zielgruppe wurde oft sträflich vernachlässigt“, so Böhning.

Sascha Lobo als Web-Berater

Für sein Wahlkampfteam hat der SPD-Kandidat sich Unterstützung aus der Berliner Blogger-Community geholt, unter anderen Sascha Lobo, "hauptberuflicher Blogger und Micro-Blogger" (Lobo über Lobo). Mit diesem Unterstützerteam erhofft sich Böhning, seine politischen Inhalte glaubhaft transportieren zu können. Dafür nimmt er auch gerne „kreative Unordnung“ auf seiner Homepage in Kauf. „Jeder darf sagen, was er will. Außer Nazidreck blocken wir nichts,“ erklärt er das Grundprinzip seiner Seite.

Was noch fehlt in Böhnings Kampagne ist ein knackiger Slogan. Könnte da Barack Obamas Schlachtruf „Yes we can“ ein Vorbild sein? „Ganz ehrlich: Ich weiß es noch nicht", gibt Böhning lachend zu. "Aber wir arbeiten dran."

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