daten_graffiti_cutIn den vergangenen Jahren begann ein Umbruch auf allen Verwaltungsebenen, ausgelöst durch die Möglichkeiten der Digitalisierung und durch die Forderung der Bürger nach mehr Teilnahme und Transparenz. Die Öffnung öffentlicher Daten ist ein Teil der Antwort auf die neuen Anforderungen an Behörden: Auf dem 4. Berliner Open Data Day am 5. Juni wurde eine vorläufige Bilanz für Berlin gezogen.

In seiner kurzweiligen Keynote „Data Driven Innovation“ beschrieb Nicolas Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Technologiestiftung Berlin, anschaulich die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Wirtschaft, die er für einen der Megatrends des 21. Jahrhunderts hält. Die Sammlung und Nutzung von Daten sei längst eine feste Größe in der Wirtschaft geworden, und die Datenmenge werde weiterhin immens steigen.

Das wirtschaftliche Potenzial offener Daten

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Nicolas Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Technologiestiftung Berlin.

Vor diesem Hintergrund ist die Frage, wie Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft mit den Daten umgehen werden, von enormer Bedeutung. Für den wirtschaftlichen Sektor verspricht Zimmer sich ein großes Potenzial von datengetriebenen Innovatonen: Mit Hilfe gezielter Recherche, Analyse und Auswertung von Open und Big Data sollten Zimmer zufolge neue Ideen, Erkenntnisse oder Produkte entstehen. Gleichzeitig glaubt er, dass das Spannungsverhältnis zwischen der Öffnung und dem Verkauf von Daten – insbesondere in der Wirtschaft – nie völlig aufzulösen sein werde, weil der Besitz bestimmter Daten Einzelnen Wettbewerbsvorteile bringen könne.

Dr. Wolfang Both von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung gab im Anschluss einen Überblick über die Entwicklung der Open Data-Initiative in Berlin. Das eGovernment-Gesetz, dessen §13 Open Data behandelt, befinde sich in Vorbereitung. Der aktuelle Stand ist im Abschlussbericht der ressortübergreifenden Arbeitsgruppe Open Data des Landes Berlin nachzulesen. Diese bestand aus 25 Mitgliedern verschiedener Senats- und Bezirksverwaltungen Berlins und hatte sich u.a. mit der Definition offener Daten, mit Formaten und Metadaten beschäftigt, aber auch mit Empfehlungen für Lizenz- und Nutzungsbestimmungen; darüber hinaus hat die Arbeitsgruppe eine Checkliste für die Publikation von Datenbeständen und die Entwicklung von Weiterbildungsmaßnahmen zusammengestellt. Der Bericht enthält damit Empfehlungen, die Verwaltungsmitarbeitern das Erlernen des Umgangs mit offenen Daten erleichtern und Berührungsängste abbauen sollen. Both beendete seinen Vortrag mit einem Ausblick auf die Open Data-Entwicklung in Berlin: So sind neben einer mobilen Version des Berliner Datenportals die Entwicklung einfacher Visualisierungswerkzeuge für Datensätze und die Förderung neuer Anwendungen durch Hackdays geplant.

Wie sich das Ehrenamt mit Nachhaltigkeit verträgt

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Fiona Krakenbürger (links) und Jens Klessmann stellen Ergebnisse des Workshops auf der Abschlussveranstaltung vor.

In Workshops wurden beispielhafte Projekte vorgestellt. Jens Klessmann (Fraunhofer Fokus) und Fiona Krakenbürger (Open Knowledge Foundation) machten anhand der Projekte „Code for Germany / Code for Europe“ deutlich, worum es eigentlich bei offenen Daten geht, und diskutierten mit den Teilnehmern über Potenziale und Grenzen des Ansatzes “offene Daten”. Es stellte sich heraus, dass die Nachhaltigkeit ein Problem ist, weil viele Projekte rein ehrenamtlich betrieben werden. Zudem sollte der kommerzielle Nutzen stärker betont werden, und in der Politik müsste verstärkt Lobbyarbeit betrieben werden, um offenen Daten politisch zum endgültigen Durchbruch zu verhelfen.

Auf der Abschlussdiskussion, die der Datenjournalist Michael Hörz moderierte, wurde konstatiert, dass offene Daten weiterhin ein Nischenthema sind. Um Bürger, Entwicklung und Verwaltung langfristig zusammenzubringen, wurde in mehreren Workshops die Einführung von offenen runden Tischen angeregt, die im Gegensatz zu vermeintlich technisch angelegten Hackathons zugänglicher für Interessierte sein könnten. Entscheidend sei es auch, dass die Führungskräfte in der Verwaltung und den Unternehmen von offenen Daten überzeugt sein müssen. Eine weitere bislang unbeantwortete Frage bleibt die korrekte Datenschutzanwendung bei offenen Daten, denn bislang mangelt es noch an festgelegten Kriterien.

Für Befürworter offener Daten bleiben also noch viele Felder zu beackern, auch wenn in den vergangenen zwölf Monaten bereits einige umgepflügt worden sind. Mit dem kommenden eGoverment-Gesetz kann die Open Data-Bewegung hoffentlich bald vom Spaten auf den Pflug umstellen. Die Zeit bis zum 5. Berliner Open Data Day dürfte also spannend werden.

Fotos: ariadne an der Spree GmbH / Frank Lämmerhirt (CC-BY-SA)

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