"Ich
sehe keine Alternative zum Frieden"

Chat
mit Shimon Stein, Botschafter des Staates Israels in Deutschland.



Shimon Stein

Ist ein Zusammenleben
von Palästinensern und Israelis überhaupt noch möglich?
Botschafter Stein antwortet darauf mit einem klaren Ja. Das friedliche
Miteinander sei das Gebot der Stunde und Israel reiche die Hand zum Frieden.
Seine optimistische Haltung, erklärt der Diplomat, sei aber auch
eine Reaktion auf die Verzweifelung, der er immer wieder in Gesprächen
begegnet.

Die Grundvoraussetzung für
den Frieden bliebe die Beendigung des Terrors. Wichtig sei außerdem, in
der Region stabile Demokratien aufzubauen, die gewährleisten, dass die
Konflikte nicht mit Waffen, sondern mit Kompromissen und Verhandlungen gelöst
würden.

Der Botschafter misst der
EU eine bedeutende Rolle bei der Vermittlung im Friedensprozess bei. Die Bemühungen
Deutschlands müssten im Zusammenhang mit der Rolle der EU im Nahen Osten
gesehen werden. Insbesondere Außenminister Fischer genieße auf beiden
Seiten hohes Vertrauen und habe somit eine wichtige Vermittlerrolle inne.

Zwar gäbe es keinen
unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Ursachen, die zum Krieg gegen bin Laden
geführt haben und der Lösung des israelisch-palästinensischen
Konflikts. Der Sieg der "zivilisierten Mächte" in Afghanistan
sei jedoch ein bedeutender erster Schritt, den Terrorismus zu bekämpfen.
Das Bin-Laden-Phänomen und die Wurzeln dieses Phänomens bzw. das Phänomen
des radikalen Islams haben wenig mit dem Konflikt zwischen den Israelis und
Palästinensern zu tun. Es sei kein Zufall, dass die Terroristen, die die
Selbstmordattentate verübt haben, saudi-arabischer und ägyptischer
Abstammung waren.

Ob Arafat den Frieden für Palästina herbeiführen kann, stellt
sich für Shimon Stein nicht als eine Frage des Könnens, sondern des
Wollens. Der Botschafter geht davon aus, dass Arafat, so er denn will, den Frieden
auch durchsetzen kann.
Ein Chatteilnehmer fragt, warum die Gespräche zwischen Arafat und Barak
2000 in Camp David gescheitert sind. Botschafter Stein führt dafür
zwei Gründe auf:
1. Die Arafat-Aufforderung bzgl. des Rückkehrrechts der Flüchtlinge.

2. Arafats Beharren auf die volle Souveränität auf dem Tempelberg.

An jenen Fragen und nicht an der Siedlungspolitik seien die Gespräche gescheitert.
Ob nicht die Siedlungspolitik eine Spirale der Gewalt darstelle, fragt ein Chatgast.
Stein betrachtet es jedoch nicht als das Haupthindernis für den Frieden.
Auch Sharon habe seit Regierungsantritt keine weiteren Siedlungserweiterungen
genehmigt.

Auf die Frage, warum es in Folge des 11. September nicht zu erheblich verstärkten
Friedensbemühungen kam, weiß Botschafter Stein keine Antwort. Tatsache
sei, dass der palästinensische Terror trotz Erklärungen von Araft
auch nach dem 11. September weiterging. Stein hofft jedoch weiterhin, dass Arafat
von seiner Strategie des Terrors Abschied nehmen wird.

Der Botschafter freut sich
außerdem, wieder in Deutschland zu leben und als Botschafter die ohnehin
guten deutsch-israelischen Beziehungen ausbauen zu können.




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