Online Chat mit dem SPD-Spitzenkandidat zur Europawahl, direkt aus der
Europa-Wahlkampf-Zentrale
der SPD. (10. Mai 1999)

Larsandl:
Herr Haensch, in Namen von politik-digital begruessen wir Sie ganz
herzlich in unseren virtuellen Raeumen und freuen uns, dass Sie sich
die Zeit genommen haben.
KlausHaensch:
Also, traut Euch mit Euren Fragen!
maike_m:
Kann es sein, dass derzeit Deutschland die meisten Fluechtlinge aus
Yugoslavien aufnimmt? Wie wird sich diese Sitation Ihrer Meinung nach
entwickeln?
KlausHaensch:
Deutschland nimmt im Augenblick die meisten Flüchtlinge auf. Wir
bemühen uns, daß auch die anderen europ. Länder ihren Verpflichtungen
nachkommen
pab:
Herr Haensch, wie sieht Ihre Position zum Kosovo-Krieg aus?
KlausHaensch:
Zu Flüchtlingen: Die anderen Länder sind leider langsamer als wir
KlausHaensch:
Kannst Du etwas genauer Fragen, pap?
pab:
Der Krieg spitzt sich zu, wie koennte fuer Sie eine Loesung aussehen?
KlausHaensch:
Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat, Teilung des Kosovo in einen
albanisch bewohnten und in einen serbisch bewohnten Teil, Schutz der
einen wie der anderen Bevölkerung durch internationale Truppe,
Protektorat über den albanischen Teil durch die EU
Maritta:
Hi, ich bin doch wieder da? Klaus Hänsch, darf ich Dich zum Thema ENFOPOL belästitgen?
Larsandl:
Sie kennen ja sicher die ENFOPOL Problematik, wie ist da ihr
Standpunkt? Wird es auf Europdischer Ebene die Durchleuchtung des
B|rgers geben?
KlausHaensch:
Du darfst mich gerne belästigen, aber frage doch bitte genauer, was Du meinst!
KlausHaensch:
Durchleuchtung des Bürgers versuchen wir zu verhindern, suchen nach geeigneten Methoden
Moderator:
Maritta, kommt Deine Frage noch? Weiter mit anderem Thema..
vieux:
Guten Tag Herr Kandidat, können wir jetzt schon wissen wieviele Kontrollkompetenz das Parlament über die Kommission haben wird?
KlausHaensch:
Ja, wir setzen die Kommission ein, wir werden sie ggf. auch entlassen.
Wir werden bei ko nkreten Fehlern Untersuchungsausschüsse einsetzen,
und muß uns auf jeder Plenarsitzung öffentlich Rede und Antwort stehen
maike_m:
Werden die Gruenen einen EU-Kommisar stellen duerfen? Wie ist da Ihre
Position? Was halten Sie von dem Vorschlag, dass SPD und CDU einen
Kandidaten stellen?
KlausHaensch:
Sie dürfen einen Kandidaten stellen, ob sie einen Kommissar stellen,
entscheidet der Bundeskanzler und der künftige Kommissionspräsident
Prodi
Moderator:
Finden Sie Romano Prodi auch das beste was Europa passieren konnte? 🙂
KlausHaensch:
Je ein Kandidat für SPD und CDU entscheidet sich erst, wenn es keinen geeigneten Grünen-Kandidaten gibt
KlausHaensch:
Nicht das beste, aber das im Augenblick vernünftigste
Larsandl:
und gibt es keinen guten Gruenen?
KlausHaensch:
Es gibt viele gute Grüne, aber als Kommissar brauchen wir einen besonders guten
axl:
Das Image des Europäischen Parlaments und der Institutionen ist nicht
besonders gut. Kaum jemand weiß eigentlich genau, was die Abgeordneten
und die Gremien eigentlich tun. Was will die SPE in dieser Hinsicht
unternehmen?
KlausHaensch:
Bei der nächsten Vertragsreform eine Vereinfachung der
Entscheidungsprozesse: Damit endlich jeder Bürger verstehen kann, wer
wann was mit welcher Berechtigung in Brüssel und Straßburg entscheidet
Francine:
Welche Priorität hat für sie die Durchsetzung der Agenda 2000?
KlausHaensch:
Im übrgen: Je mehr man sich für Europa interessiert, desto besser versteht man, was die Abgeordneten und die Gremien tun
katka:
was ist gut, was predesteniert jmd als kommissar, es ist doch eh alles nur parteiengezaenk und klamauk…
KlausHaensch:
Zu Agenda 2000: Die Entscheidung ist letzte Woche im Europäischen
Parlament gefallen, jetzt müssen die Beschlüsse mit höchster Priorität
umgesetzt werden. Möglichst bis Ende des Jahres
KlausHaensch:
Ein hoher Sachverstand und längere Erfahrung was Brüsseler Politik
anlangt und politisches Durchsetzungsvermögen. Klamauk ist es nicht,
denn die Damen und Herren tragen immerhin die Verantwortung für die
Ausführung eines Haushalts von über 170 Milliarden DM
vieux:
Herr Haensch, wieso muss die Kommision genau nach dem Prinzip des
französischen Kabinetts gebildet sein, d.h. jeder Kommisar verwaltet
seinen Bereich wie ein Ministerium in Frankreich? Zweitens warum ist es
nicht möglich für Quereinsteiger bei der EU in Brussel eingesetzt zu
werden. Muss es denn sein, daß ein erfahrener Mensch diesen
“unwürdigen” Test machen?
KlausHaensch:
Erstens: das franz. Prinzip hat sich im Laufe der letzten 40 Jahre so
eingespielt. Es muß jetzt nach dem Rücktritt der alten Kommission
dringend reformiert werden.
KlausHaensch:
Zweitens: Quereinsteiger wollen es so viele sein, daß ein Test
unumgänglich ist. Wir wollen ja den Einstieg nicht bloß durch
Beziehungen
Chrissi2000:
Wie will die SPE auf Europaischer Ebene die EU-Buerger ins
Informationszeitalter bringen? Haben Sie eigene Scherpunkte in diesem
BEreich?
KlausHaensch:
Habe ich nicht. Muß ich meine Kollegen mal fragen
christina:
Herr Haensch, sind Sie per eMail erreichbar?
KlausHaensch:
Ja, in Brüssel, Düsseldorf und zur Zeit auch in Bonn. Klaus.Haensch@spd.de
HerrmannSchrader:
Was halten Sie von der Idee, |ber das Internet politik zu machen?, Suchen Sie online den BuergerKontakt?
KlausHaensch:
Gute Idee, genau das tue ich im Augenblick
christina:
Was halten Sie von solchen Aktionen wie der Online-Petition von
politik-digital gegen SPAM oder den Bemuehungen anderer Initiativen wie
beispielsweise “Freedom for Links” oder “Stopt ENFOPOL”? Wieviel
Eingang finden diese virtuellen “Begehren” in die tatsaechliche Politik?
KlausHaensch:
Finde ich gut, ist die erste Aktion dieser Art auf europ. Ebene und hat einige in Brüssel wachgemacht
joeCool:
Wird Ihnen die E-Mail ausgewählt ausgedruckt auf den Schreibtisch gelegt?
KlausHaensch:
Natürlich, ja,
Chrissi2000:
Lieber Herr Haensch, benutzen Sie selber das Internet?
KlausHaensch:
Meine Mitarbeiter/innen arbeiten damit und informieren mich laufend über wichtige Ereignisse im Netz
Maritta:
Hallo Klaus Hänsch, findest Du nicht auch, daß die Öffentlichkeit
intensiver über ENFOPOL diskutieren sollte? War es nicht ein Fehler,
diese Verhandlungen seit Jahren geheim zu führen? Immerhin geht es um
die privaten Mails der Bürgerinnen und Bürger…
KlausHaensch:
Ich finde, daß die Öffentlichkeit intensiver darüber diskutieren muß. SPAM ist ein gutes Beispiel für solche Diskussionen
Mike99:
Lieber Herr Haensch was meinen Sie zu den 630,- DM Jobs
Mike99:
Ich wollte nähmlich gerade im Juni eine kleine Firma eröffnen, aber das geht jetzt nicht mehr !
KlausHaensch:
In diese Gesetzgebung redet Europa den Deutschen nicht rein.
Francine:
Welches werden Ihre ersten Maßnahmen im Rahmen des europäischen Beschäftigungspaktes sein?
Hieblaber
denkt da redet sich einer raus
KlausHaensch:
1. Konzentration der EU-Mittel auf die Bekämpfung der
Jugendarbeitslosigkeit. 2. Bessere Koordination zwischen den
EU-Mitgliedstaaten beim Ausbau der Transeuropäischen Netze. 3. Bessere
Koordination im Bereich Ausbildung und Fortbildung
KlausHaensch:
4. Einrichtung eines ständigen Dialogs zwischen Regierungen, Sozialpartnern und europ. Zentralbank und EU-Kommission
Butcha:
Wie wollen Sie denn gegen die CDU Spitzenkandidaten vorgehen?
KlausHaensch:
Jedenfalls nicht mit Gewalt. 🙂
Hieblaber:
das wäre ja noch schöner …..
Francine:
🙂
Maritta:
Eine Meinung zu 630.-Mark-Schwarzarbeit kann mann aber doch haben,
oder? Ich muß auch für die letzten 630.- meines Gehalts Sozialabgaben
zahlen, ich finde die neuen Regelungen überfällig.
KlausHaensch:
Ich kenne DEN CDU-Spitzenkandidaten überhaupt nicht. Die haben ja in
jedem Bundesland einen anderen. Sie ersetzen Qualität durch Quantität
pab:
das ist aber ein sehr hartes Statement!
KlausHaensch:
Das stimmt, aber siehe 🙂
Moderator:
zu 630..?
KlausHaensch:
Zu Maritta: Ich bin gegen Schwarzarbeit, aber man muß ja nun nicht jeden Handgriff als Schwarzarbeit deklarieren
Mike99:
Mein Bekannter ist 24 Jahre alt seit ca. 1 Jahr im Autohandel
selbständig. Nun wird die Firma dicht gemacht weil der Verkauf über 2 x
630 Jobs lief, dankeschön SPD !!
KlausHaensch:
Ich verstehe Deinen Frust, aber Europa hat das nun wirklich nicht gemacht, das Gesetz
Volkerruehe:
Prodi hat am Wochenende sich fuer eine Europaische Armee ausgesprochen.
Wie stehen Sie dazu? Falls ja, wie lange koennte der Aufbau dauern?
Kunert:
Wäre diese besagte Firma auch ihne 630 Mark Jobs rentabel gewesesn, dann hätte sie sicher icht geschlossen
KlausHaensch:
Eine europ. Armee halte ich auf längere Zeit für noch nicht
realisierbar. Was es geben kann, ist eine mobile europ. Eingreiftruppe.
Um sie aufzustellen und einsatzfähig zu machen, brauchen wir noch 2-3
Jahre
Kunert:
Welche polit Ziele haben Sie, Herr Haensch?
KlausHaensch:
1. Die Europawahl gewinnen. 2. Durch das Europäische Parlament
europäische Demokratie bewahren 3. Mithelfen, daß die europäischen
Völker friedlich zusammenleben
katka:
zum wievielten mal stellen sie sich zu wahl als eu-abgeordneter, was haben sie vorher/ bisher gemacht, wie alt sind sie??
KlausHaensch:
Zum 5. Mal, vorher war ich Assistent an einer Universität, Redakteur,
Pressesprecher in einem Landesministerium, Lehrbeauftagter an einer
Universität. Ich bin 60 Jahre
pab:
Wie sehen Sie die Zukunft der Politik? Wird es digitale Wahlen und transparentere Strukturen geben?
KlausHaensch:
Näheres über mich findet man auch im Internet unter www.spd.de/europa/haensch/bio.htm
KlausHaensch:
Digitale Wahl wird erstmals zur Europawahl in Köln getestet. Wir werden noch eine ganze Reihe von Test benötigen.
KlausHaensch:
Transparenz heißt, daß man durchblicken kann, man muß allerdings auch durchblicken wollen
Maritta:
Au prima, ich wohne in Köln. Wie kann man mitmachen bei der digitalen Wahl?
KlausHaensch:
Bitte wende Dich an das Wahlamt der Stadt Köln
WalterMomper:
Der EuroDer Euro hat seit bestehen knapp 5 Pfennig an Wert verloren. Wie sieht die Zukunft meiner Euro-Geldanlagen aus?
KlausHaensch:
Cool bleiben, Walter Momper meint bestimmt nur das Verhältnis zwischen
EURO und Dollar. In Europa ist kein Wertverlust des EUROS
festzustellen. Die Inflationsrate ist in allen Ländern die niedrigste
seit dem 2. Weltkrieg
Moderator:
Heisst das, der Dollar ist auf einem Höhenflug?
Blobby:
BASF 143 (+9) Daimler 45,67 (-9) Tendenz: Sinkend
KlausHaensch:
Ja, das heißt es, aber er hat immer noch nicht die Höhe des letzten
Sommers erreicht. da war die DM schwächer gegenüber dem Dollar als
heute der Euro
lullus:
Mit welcher Wahlbeteiligung rechnen Sie persoenlich nach den Vorkommnissen bei der EU-Kommission in den letzten Wochen
KlausHaensch:
Da nicht die Kommission, sondern das Parlament gewählt wird, rechne ich mit über 60%
Kunert:
Wodurch sind sie polit. Qualifiziert?
KlausHaensch:
Durch die Arbeit, die ich bisher gemacht habe, bevor ich in die Politik
ging und seither vor allem dadurch, daß ich 2 1/2 Jahre Präsident des
EP war
katka:
wie oft lassen sie ihre homepage updaten?einiges ist ja schon recht alt…
KlausHaensch:
Die Europawahlkampf-Site www.spd.de/europa/haensch wird alle zwei Tage aktualisiert
katka:
welche faecher haben sie gelehrt?
KlausHaensch:
Politikwissenschaft
jitti:
Warum ist derprozentsatz an ehemaligen Beamten , Gewerkschaftlern und
Angestellte aus dem Öffentlichen Dienst bei der Bekleidung von Ämtern
so hoch. Es wäre doch gut, wenn auch normale Menschen in die Politik
kämen.
KlausHaensch:
Ich halte Beamte, Gewerkschafter und Angestellte des Öffentlichen
Dienst in der Regel für durchaus normal. Das andere normale Menschen
weniger in der Politik sind, liegt häufig daran, daß sie sich weniger
für diese undankbare Arbeit interessieren
axl:
Forschung: Die EU-Ausschreibungen und Anträge sind für kleine und
mittlere Unternehmen aus Zeitgründen und in ihrer Komplexität nicht zu
schaffen. Man hat fast das Gefühl, diese Programme sind ausschließlich
den großen Unternehmen vor behalten. Wollen Sie daran etwas ändern ?
KlausHaensch:
Du hast leider recht. Das Ausschreibungs- und Antragswesen muß dringend
durchforstet werden. Zunächst kann ich nur auf die Informationsstellen,
wie z.B. ZENIT in Mülheim/Ruhr hinweisen, die Beratung für kleine und
mittlere Unternehmen machen
Fischfinger:
Herr Haensch, wer wird neuer EU Kommissar(in) für BRD ?
KlausHaensch:
Die Bundesrepublik kann zwei Kommissare stellen. Wer es wird, weiß im Augenblick nur der Bundeskanzler und Herr Prodi.
as:
was ist Ihrer Meinung nach der bisher größte Erfolg der deutschen Ratspräsidentschaft?
KlausHaensch:
Abschluß der Agenda 2000. das ist das größte Reformpaket in der Politik der Europäischen Union seit 20 Jahren
KlausHaensch:
Hätten andere das geschafft, würden alle Glocken klingen und das Tedeum würden sie singen
Larsandl:
Lieber Herr Haensch, im namen von politik-digital bedanken wir uns ganz
herzlich fuer diesen Chat. Es hat uns sehr viel Spass gemacht und wir
wuenschen Ihnen viel Erfolg bei der kommenden Europawahl. Gruss aus
Hamburg/Berlin/Koeln 🙂
KlausHaensch:
🙂 🙂
pab:
🙂
pab:
Herr Haensch, vielen Dank!
pab:
Viele Gruesse nach Bonn aus dem sonnigen Hamburg!
KlausHaensch:
Vielen Dank, das hat mir sehr viel Spaß gemacht 🙂
maike_m:
Danke und cu
Volkerruehe:
Danke f|r den Chat
joeCool:
Servus und schauen Sie sich ENFOPOL bitte nochmal genauer an 🙂
Blobby:
Danke aus frankfurt (Oder)


 


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